Haiti Sturm auf Port-au-Prince

Die Rebellen in Haiti planen den Sturm auf die Hauptstadt Port-au-Prince. US-Präsident George W. Bush erklärte, die USA würden keine Flüchtlinge aufnehmen.

Die Rebellen in Haiti planen offenbar einen baldigen Sturm auf die Hauptstadt Port-au-Prince. "Wir werden direkt auf den Nationalpalast marschieren um (Präsident Jean-Bertrand) Aristide fest zu nehmen", sagte Guy Philippe, einer der Rebellenführer, dem Radiosender 2.000. "Es wird bald vorbei sein." Die Bewohner von Port-au-Prince forderte er auf, in ihren Häusern zu bleiben, falls es auf den Straßen der Hauptstadt zu Kämpfen kommen sollte.

Widersprüchliche Aussagen der Rebellen

Nur Stunden vor der neuen Botschaft hatte Philippe der Nachrichtenagentur AP gesagt, die Rebellen planten derzeit keinen Angriff auf die Hauptstadt. Vielmehr wollten sie zunächst "dem Frieden eine Chance geben" und abwarten, ob Aristide zurücktritt. Auch gegenüber eventuell nach Haiti entsandten Friedenstruppen werde man eine abwartende Haltung einnehmen. "Wenn sie kommen, um uns zu helfen, Aristide zu entfernen, sind sie willkommen."

Frankreich stellt sich gegen Aristide

Auch der internationale Druck auf den Präsidenten steigt weiter. Frankreich forderte Aristide am Mittwoch zum Rücktritt auf, um ein Ende der blutigen Unruhen herbeizuführen. "Aristide trägt die Verantwortung für die Situation", erklärte der französische Außenminister Dominique de Villepin. "Er muss die Konsequenzen akzeptieren. Jeder sieht deutlich, dass ein neues Kapitel in der Geschichte Haitis aufgeschlagen werden muss." Weiter forderte de Villepin die unverzügliche Bildung einer Übergangsregierung sowie die Aufstellung einer internationalen zivilen Schutztruppe. Die politische Opposition hatte zuvor einen von zahlreichen Ländern unterstützten Friedensplan zurückgewiesen, weil er ihre Forderung nach einem Rücktritt Aristides nicht enthält. Der UN-Sicherheitsrat will am (heutigen) Donnerstag über eine neue Initiative beraten.

Barrikaden in der Hauptstadt

In Port-au-Prince errichteten Anhänger Aristides brennende Barrikaden, um sich gegen die Rebellen zu rüsten. Polizisten griffen nicht ein, als sie an den Sperren Passanten ausraubten. Geschäfte blieben geschlossen, Hotels verriegelten ihre Türen. Zahlreiche Ausländer bereiteten sich auf eine Ausreise vor. Auch die beiden Töchter von Präsident Aristide im Alter von fünf und sieben Jahren bestiegen nach Medienberichten am Nachmittag ein Flugzeug Richtung New York.

Bush will keine Flüchtlinge

Die amerikanische Küstenwache fing vor Miami Beach ein Frachtschiff mit 21 Flüchtlingen aus Haiti ab. Nur Stunden zuvor hatte US-Präsident George W. Bush erklärt, die USA würden keine Flüchtlinge aus dem Karibikstaat aufnehmen. An Bord des etwa 60 Meter langen Schiffes waren 28 Personen; neben den Flüchtlingen sieben Mann Besatzung, wie Tony Russel von der Küstenwache mitteilte. Es sei aus Gonaives gekommen. In der viertgrößten Stadt Haitis begann am 5. Februar der bewaffnete Rebellenaufstand, dem bis zu 80 Personen zum Opfer fielen.

Haiti liegt 1.000 Kilometer von Miami entfernt. Als ein Team der Küstenwache das Schiff am Mittwoch gegen 17.30 Uhr (Ortszeit) elf Kilometer vor der Küste aufbrachte, übergab ihm die Crew drei Gewehre und eine Pistole. Es wurde zunächst nicht ausgeschlossen, dass die Flüchtlinge das Schiff entführt haben. Die Situation sei unter Kontrolle und die Personen würden an Bord des Schiffes verhört, teilte die Küstenwache mit.

AP