Herrschersturz, Bürgerkrieg, Unterdrückung Der arabische Frühling - eine Zwischenbilanz

In Tunesien und Ägypten haben die Volksaufstände zum Sturz langjähriger Herrscher geführt. In anderen Staaten tobt der Kampf um die Macht weiter.

Die "Jasmin"-Revolution in Tunesien war der Beginn eines "arabischen Frühlings". Während Massendemonstrationen in einigen Ländern zum Sturz des Herrschers geführt haben, werden die Proteste in anderen arabischen Staaten brutal unterdrückt.

Schwierigkeiten nach der Revolution

Nach dem Sturz und der Flucht des langjährigen tunesischen Herrschers Zine el Abidine Ben Ali ist Tunesien weiter im Umbruch. Die Wirtschaft ist nach der Revolution stark angeschlagen, neue Unzufriedenheit macht sich breit. Die Übergangsregierung hat bislang kein Erfolgsrezept gegen die Misere. Wegen der schlechten Sicherheitslage sehen manche Beobachter den Wahltermin Ende Juli in Gefahr

In

Ägypten

steht der am 11. Februar nach Massenprotesten zurückgetretene Präsident Husni Mubarak in Scharm el Scheich unter Hausarrest. Die Behörden ermitteln gegen ihn wegen des Verdachts auf Korruption und wegen seiner Rolle bei der Tötung von mehr als 800 Demonstranten bei den Protesten, die zu seinem Sturz führten. Die Sicherheitslage im Land ist weiter angespannt, Anfang Mai waren bei schweren Zusammenstößen zwischen christlichen Kopten und Muslimen in Kairo 15 Menschen getötet und 240 verletzt worden. Später demonstrierten Zehntausende auf dem Tahrir-Platz gegen religiösen Hass und Gewalt.

Bürgerkrieg

Eine internationale Koalition fliegt seit März Luftangriffe auf Stellungen der Armee

Libyens

. Sie sollen verhindern, dass Diktator Muammar al-Gaddafi weiter Krieg gegen das eigene Volk führt. Seit April wird die Militäraktion von der Nato geführt. Gaddafi kann sich bislang trotz Nato-Hilfen für die Rebellen an der Macht halten. Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs hat Haftbefehl gegen ihn beantragt.

Gewalt gegen Demonstranten

Das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad geht mit seinem umfassenden Unterdrückungsapparat immer wieder brutal gegen das Volk vor - trotz Warnungen und Sanktionen der internationalen Gemeinschaft. Nach Oppositionsangaben sollen bereits hunderte Menschen ihren Ruf nach Reformen mit dem Leben bezahlt haben.

Seit Mitte Februar verlangen hunderttausende

Jemeniten

bei Straßendemonstrationen den Rücktritt von Langzeit-Präsident Ali Abdullah Salih. Immer wieder schossen Sicherheitskräfte und bewaffnete Salih-Anhänger auf die Protestierenden. Insgesamt wurden dabei rund 170 Menschen getötet und tausende verletzt. Einen vom Golfkooperationsrat (GCC) vorgelegten Vorschlag für eine geregelte Machtübergabe lehnte der Machthaber ab.

Die Proteste in

Bahrain

für politische Reformen und ein Ende der Diskriminierung der schiitischen Bevölkerungsmehrheit unter dem sunnitischen Königshaus wurden brutal unterdrückt. Dabei halfen auch Soldaten aus Saudi-Arabien. Insgesamt kamen in Bahrain seit dem Beginn der Proteste Mitte Februar mindestens 30 Zivilisten und vier Polizisten ums Leben. Vier Regimegegner wurden wegen der Tötung von zwei Polizisten bei den Unruhen im März zum Tode verurteilt. Der Mitte März wegen der Anti-Regime-Proteste verhängte Ausnahmezustand soll am 1. Juni wieder aufgehoben werden.

DPA
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