Kranke Spitzenpolitiker Kennedy, Churchill, Schmidt: Wie Politiker ihre Krankheit verheimlichten

Hillary Clinton ist nicht die erste: John F. Kennedy hat's getan, Winston Churchill, François Mitterrand - und auch ein deutscher Kanzler hütete sein Geheimnis gut. Die frühere First Lady befindet sich in einer illustren Reihe von Politikern, die schon gesundheitliche Beschwerden verheimlichten.

Das Video, das Hillary Clinton nach dem Verlassen der 9/11-Gedenkfeier zeigte, ging sofort viral. Wie die Präsidentschaftskandidatin da vor dem Auto stand, sich kaum auf den Beinen halten konnte und gestützt werden musste - das waren Bilder, die Donald Trump prächtig in die Karten spielen dürften. Seit Monaten schon setzt sein Wahlkampfteam Spekulationen über den Gesundheitszustand der Rivalin in die Welt.

Der Hintergrund ist klar. Zwar sollte die Gesundheit eigentlich Privatsache sein, doch Krankheit oder Tod eines Staatsoberhauptes können fatale Folgen nach sich ziehen. Wie sensibel das Thema in den Staaten ist, gründet auch in der Geschichte. Die USA hatten mit Dwight D. Eisenhower bereits einen Präsidenten, der in drei aufeinander folgenden Jahren einen Herzinfarkt, eine Darmerkrankung und einen Schlaganfall erlitt. Mit Donald Trump (70 Jahre) und Hillary Clinton (68) stehen zwei ohnehin relativ betagte Kandidaten zur Wahl. 

Dabei konnten nicht nur in den USA in der Vergangenheit viele Spitzenpolitiker ihre Gebrechen oft jahrelang vor der Öffentlichkeit verstecken. Ausgerechnet der so vital und jung wirkende John F. Kennedy war auf starke Medikamente angewiesen und hätte selbst ohne Attentat das Ende der eigenen Amtszeit vielleicht nicht mehr erlebt – und auch Helmut Schmidt verheimlichte etwas.

François Mitterand

Der französische Staatspräsident François Mitterrand täuschte sein Land über Jahre hinweg systematisch über seinen Gesundheitszustand. Bereits vor seinem Amtsantritt im Jahr 1981 diagnostizierten die Ärzte bei ihm Prostatakrebs - und gaben ihm eine Lebenserwartung von drei Jahren. Weil Mitterrands Vor-Vorgänger Georges Pompidou im Jahr 1974 überraschend gestorben war, mussten französische Staatspräsidenten danach periodisch über ihr Befinden informieren. Mit Hilfe falscher Dokumente vertuschte Mitterrand die Krankheit. 1996, im Jahr nach seinem Ausscheiden aus dem Amt, starb der Politiker daran.

John F. Kennedy

Nicht nur seine Liebesaffären hielt John F. Kennedy geheim. Der US-Präsident wirkte zwar jugendhaft, war aber stets auf starke Medikamente angewiesen. Massive Rückenbeschwerden, Bandscheibenvorfälle, Magen- und Darmgeschwüre, Wirbelsäulenriss: Kennedy verbrachte seit seiner Jugend viele Monate in Kliniken und konnte öffentliche Auftritte oft nur mit Schmerzmitteln durchstehen. Vor allem aber litt er unter der Addison-Krankheit, einer Unterfunktion der Nebennierenrinde, die das Immunsystem angreift und unbehandelt tödlich sein kann. Zwar gab es schon zu Amtszeiten Gerüchte darüber, der Kennedy-Clan verschleierte sie jedoch. Erst in den vergangenen Jahren wurde das Ausmaß von Kennedys gesundheitlichen Problemen bekannt. Der Präsident musste Kortison-Tabletten schlucken, nahm zeitweise bis zu acht verschiedene Medikamente am Tag. Mehrmals soll er die letzte Ölung erhalten haben. "Hätte die Nation gewusst, wie krank John F. Kennedy wirklich ist, wäre er nie Präsident geworden", sagte sein Biograf Robert Dallek später.

Winston Churchill

Winston Churchill hatte sowohl mit der Psyche als auch mit der Physis zu kämpfen. Immer wieder litt er unter Depressionen - den "schwarzen Hund", wie er die Krankheit nannte, versuchte der Literaturnobelpreisträger mit Schreiben zu bekämpfen. Im Jahr 1941 – mitten im Zweiten Weltkrieg – erlitt er als britischer Premierminister einen Herzanfall, den sein Arzt mit Blick auf den Kriegsverlauf verheimlichte. 1953 folgte ein Schlaganfall, der ihn zum Teil lähmte. Churchill musste die Staatsgeschäfte zeitweise aus dem Bett heraus regeln. Auch hier erfuhr die Öffentlichkeit nicht, wie ernst es um ihn stand.

Franklin D. Roosevelt

Auch um Churchills US-Kollegen während des Zweiten Weltkriegs war es nicht gut bestellt. Dass Franklin Delano Roosevelt im Rollstuhl saß, wusste die Öffentlichkeit zwar natürlich, seine zunehmenden Herzprobleme verheimlichte der Staatschef aber vor seiner Wiederwahl 1944. Nur Monate später starb er. Den Krieg musste Harry S. Truman zu Ende führen, der erst seit Januar Roosevelts Stellvertreter war - er befahl den Abwurf der Atombombe.

Helmut Schmidt

Ausgerechnet der Kanzler, der im spannungsgeladenen "Deutschen Herbst" einen kühlen Kopf bewahren musste, hatte stets mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Im Jahr 2014 erst machte Helmut Schmidt seine Beschwerden publik. "Ich bin nie ganz gesund gewesen", gab er mit Blick auf seine Amtszeit zu. Er sei annähernd hundert Mal ohnmächtig gewesen, manchmal minutenlang. Dass nichts an die Öffentlichkeit drang, war auch der Verschwiegenheit seiner Mitarbeiter zu verdanken. Mehrfach hatten sie Schmidt in seinem Dienstzimmer besinnungslos gefunden.

Helmut Kohl

Vor dem CDU-Parteitag in Bremen 1989 erkrankte der deutsche Kanzler schmerzhaft an der Prostata - ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Innerparteiliche Gegner wollten Kohl stürzen, ein Fernbleiben hätte ihm als Schwäche ausgelegt werden können. Der Kanzler ging hin. Und verließ den Saal auch dann nicht, als ihn die Schmerzen sichtlich quälten.

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