Hinrichtungswelle "Iran darf nicht in Barbarei versinken"

Am Donnerstag wurden im Iran zwei Menschen hingerichtet, am Mittwoch waren sieben gehenkt worden. Mit den Exekutionen will das Regime auch Oppositionelle abschrecken. Grünen-Chefin Roth sprach von "barbarischen Schauspielen".

Die Hinrichtungswelle im Iran dauert an. Am Donnerstag wurden in der Hauptstadt Teheran zwei wegen Mordes verurteilte Männer öffentlich gehenkt. Die beiden sollen im August 2005 den stellvertretenden Generalstaatsanwalt Massud Mokadass ermordet haben. Die Exekution wurde von Hunderten von Schaulustigen beobachtet.

Erst am Mittwoch waren in der Provinz Chorassan im Nordosten des Landes sieben Iraner hingerichtet worden, in der vergangenen Woche waren nach Behördenangaben 16 Iraner wegen Gewaltverbrechen Verurteilte gehenkt worden. Im Iran werden die Todeskandidaten bei Hinrichtungen üblicherweise am Ort ihrer Tat mit dem Strang um den Hals von einem Kran hochgezogen, damit sie für Schaulustige besser sichtbar sind. Die Hinrichtung ist dadurch qualvoller, da der Tod langsamer eintritt.

Grünen-Chefin Claudia Roth kommentierte die Hinrichtungswelle in einer Pressemitteilung mit den Worten: "Die grausamen Justizmorde unter Ahmadinedschads Fundamentalisten erinnern immer mehr an die Zeit nach der 'Islamischen Revolution' im Iran. Menschen werden in barbarischen Schauspielen öffentlich hingerichtet, weil sie 'Feinde Gottes' seien, weil sie 'Gesindel' seien, Menschen ohne Obdach, suchtkranke Menschen. Hier tobt ein Terrorapparat, der sich in schlimmster menschenverachtender Weise als Herr über Leben und Tod aufspielt, der brutal ausmerzt, was ihm als 'lebensunwertes Leben' erscheint, und der auch nicht davor zurückschreckt, schmutzige tagespolitische Spiele als Wille und Richtspruch Gottes zu inszenieren."

Roth schrieb weiter, der Iran dürfe nicht "in der Barbarei versinken". Im besonderen kritisierte sie die Todesurteile gegen zwei kurdische Journalisten. Sie waren als "feindliche Krieger" eingestuft worden. Presserechtlern zufolge hatten sie sich indes nur für Minderheiten im Iran publizistisch stark gemacht. Beobachter gehen davon aus, dass die Hinrichtungswelle auch dazu dient, die "sanfte Revolution" im Lande zu unterdrücken udn Oppositionelle einzuschüchtern. Die meisten Todesurteile weltweit werden nach einer Statistik von Amnesty International in China und dem Iran ausgesprochen.

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