Das kommunistische Nordkorea hat im September 1999 die vorläufige Einstellung seiner Raketentests zugesagt. Zuvor hatten sich die Spannungen in der Region erhöht. Auslöser war der Start einer mehrstufigen Rakete im August 1998 in Nordkorea. Teile dieser Mittelstreckenrakete waren damals über japanisches Hoheitsgebiet hinweg geflogen. Im September 2002 sicherte der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il beim ersten Gipfeltreffen mit Japans Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi zu, das Raktentestmoratorium über 2003 zu verlängern.
Hochgerüstet aber völlig verarmt
Nordkorea befasst sich bereits seit mehr als drei Jahrzehnten mit der Entwicklung von Raketen. Grundlage des kostspieligen Raketenprogramms waren Scud-B-Kurzstreckenraketen, die die damalige Sowjetunion und Ägypten geliefert hatten. Nach Erkenntnissen von Militärexperten der privaten amerikanischen "Nuclear Threat Initiative" (NTI) hat das hochgerüstete, aber völlige verarmte Land mittlerweile 600 ballistische Raketen in Stellung gebracht und hunderte dieser Waffen sowie Raketenzubehör und -technologie exportiert.
Nordkoreanische Wissenschaftler haben die Scud-Raketen weiterentwickelt: Die Varianten reichen von Geschossen, die mehrere hundert Kilogramm schwere Sprengköpfe 500 Kilometer und weiter tragen können (Scud-B und Scud-C) bis hin zu den "Nohdong" genannten Scud-D- Raketen, die mit noch größerer Bombenlast Japan erreichen könnten. Auf der Scud-Technologie fußen auch die "Taepodong"- Langstreckenraketen, die sogar den US-Bundesstaat Alaska bedrohen könnten.
Der erste Scud-Eigenbau wurde 1984 getestet. Neun Jahre später zeigte sich der US-Geheimdienst CIA vom erfolgreichen Test der Scud-D "Nohdong" beunruhigt. Diese Raketen können nach amerikanischen Erkenntnissen sowohl mit konventionellen Sprengköpfen als auch mit Massenvernichtungsmitteln bestückt werden und seien Ländern wie Iran und Libyen zum Kauf angeboten worden. Im August 1998 erprobte Pjöngjang die "Taepodong 1". Die dreistufige und 32 Meter lange Rakete kann angeblich weiter als 5000 Kilometer fliegen.
Abnehmer von nordkoreanische Raketen und Knowhow waren in der Vergangenheit der Jemen, Ägypten, Iran, Libyen, Pakistan und Syrien. Im Dezember 2002 wurde am Horn von Afrika auf Wunsch der USA ein Frachter aus Nordkorea mit 15 Scud-Raketen für den Jemen aufgebracht. Nach jemenitischem Protest gaben die USA den Frachter frei. Die Führung in Pjöngjang bezichtigte die USA der "mutwilligen Piraterie" und forderte eine Entschuldigung und Entschädigungszahlungen.
Das kommunistische Nordkorea hat sich in den vergangenen Jahren stark isoliert. Seit Russland 1990 die großzügigen Hilfslieferungen an den einstigen ideologischen Verbündeten einstellte, ist das auf dem Weltmarkt kaum vertretene und industriell wenig entwickelte Land zum Überleben weitgehend auf den Nachbarn China und auf große internationale Hilfsprogramme angewiesen. Die schwere Versorgungskrise wurde seit Mitte der 90er Jahre noch von mehreren Missernten mit folgenden Hungersnöten verschärft.
Vorsichtiger Annäherungsprozess
Nordkorea ist seit 1948 eine Volksrepublik. Jegliche Opposition im Land wird von dem Regime unterdrückt. Staatsoberhaupt ist seit 1994 de facto Kim Jong Il, der Titel des Staatspräsidenten bleibt seinem 1994 gestorbenen Vater Kim Il Sung vorbehalten. Nordkorea und das hoch industrialisierte Südkorea, die seit Ende des Zweiten Korea-Krieg (1950-53) noch in erbitterter Feindschaft lebten, Weltkriegs getrennt sind und auch Jahrzehnte nach dem haben in den vergangenen Jahren einen vorsichtigen Annäherungsprozess begonnen.
Das in der Amtszeit des früheren US-Präsidenten Bill Clinton auf Annäherung gerichtete Verhältnis zu den USA hat sich seit dem Amtsantritt von George W. Bush vor allem wegen des nordkoreanischen Nuklearprogramms wieder verschlechtert.
Die rund 22 Millionen Einwohner Nordkoreas leben auf einer Fläche von 122 762 Quadratkilometern, das entspricht in etwa der Fläche der sechs ostdeutschen Bundesländer. Die Hauptstadt ist Pjöngjang mit 2,7 Millionen Einwohnern. Das Land verfügt über Rohstoffe wie Kohle, Zink, Kalkstein, Magnesium, Eisen und Kupfer.