HOCHWASSER Land unter in Polen

Die Lage in den Hochwassergebieten Polens bleibt angespannt: Dutzende Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten, tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die Zahl der Todesopfer ist inzwischen auf elf gestiegen.

Auch am Freitagmorgen hat die Lage in den Hochwassergebieten im Süden und Südosten Polens nichts von ihrer Dramatik eingebüßt. Tausende von Häusern standen unter Wasser, mehrere hundert Bauernhöfe waren überflutet, Dutzende von Straßen und Brücken wurden durch der Wassermassen der Weichsel und ihrer Zuflüsse zerstört oder schwer beschädigt. Die Zahl der Todesopfer in den vergangenen dreiTagen ist inzwischen auf elf gestiegen, berichtete der polnische Rundfunk.

An der Weichsel in Südpolen und im Landesinneren waren Feuerwehr und Rettungsdienste waren pausenlos im Einsatz, um Uferbefestigungen mit Sandsäcken zu verstärken und Wasser aus Kellern und Häusern zu pumpen. Nicht überall waren ausreichend Sand, Pumpen und Schläuche vorhanden. Tausende Menschen in der Krisenregion hatten die Nacht in Behelfsunterkünften verbracht, andere weigerten sich, ihre vom Hochwasser bedrohten Ortschaften zu verlassen.

Während sich in Südpolen eine neue Hochwasserwelle aufbaute, bahnte sich die Flut ihren Weg ins Landesinnere. Auch an der Oder in Oberschlesien stiegen die Wasserstände wieder. Die örtlichen Krisenzentren gingen am frühem Freitagmorgen aber

davon aus, dass es dort zu keinen großen Schäden kommt. Auch für die ostdeutschen Odergebiete in Sachsen und Brandenburg besteht nach derzeitigen Erkenntnissen weiterhin keine Gefahr.

Die polnische Regierung hofft unterdessen auf internationale Hilfe. Es habe bereits erste Kontakte mit der Weltbank gegeben, berichtete der Rundfunksender »Radio RMF« unter Berufung auf einen Vertreter der Regierungskanzlei von Ministerpräsident Jerzy Buzek. Die deutsche Regierung habe Hilfe angeboten, hieß es weiter.

Wald für Hochwasserschutz unverzichtbar

Naturnah bewirtschaftete Wälder sind unverzichtbarer Bestandteil eines langfristig wirksamen Hochwasserschutzes. Dieses Resümee zog Forstminister Josef Miller (CSU) zum Auftakt eines Internationalen Umwelt-Symposiums am Donnerstag in Freising. Wald senke im Vergleich zu vielen anderen Landnutzungsformen entschuidend den Abfluss, lasse Wasser besser versickern und dämpfe so Hochwasserspitzen.

Große Bedeutung komme naturnahen Mischwäldern zu. »Das Nebeneinander unterschiedlich tief wurzelnder Baumarten und die bessere Bodenstruktur erhöhen entscheidend die Versickerungsrate«, sagte Miller. Auch das Risiko der Entstehung von Kahlflächen mit starkem Oberflächenabfluss und Bodenerosion sei gering, da stabile Mischwälder gegen Insekten und Sturm widerstandsfähig seien.

Für wirksamen Hochwasserschutz ist es nach Aussage des Ministers unverzichtbar, in den Flussauen bestehende Auwälder zu erhalten, wieder herzustellen und neue Auwälder anzupflanzen. Intakte Auwälder ertragen problemlos längere Überschwemmungen, sie seien damit wichtige Überflutungsbereiche und Rückzugsräume für das Wasser. Er appellierte an private und kommunale Grundbesitzer, die staatlichen Zuschüsse zu nutzen, um verstärkt Auwälder aufzuforsten.