Human Rights Watch USA ließen bei Kabul foltern

Die amerikanische Menschenrechtsorganisation ist sich sicher, dass die USA bis zum vergangenen Jahr in einem geheimen Gefängnis in Afghanistan Gefangene foltern ließen. Dabei sollen Agenten der CIA beteiligt gewesen sein.

Zwar dementierte US-Vizepräsident Dick Cheney umgehend, die amerikanische Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch ist sich aber sicher: Nach ihren Informationen haben die USA bis zum vergangenen Jahr in einem geheimen Gefängnis bei Kabul Gefangene gefoltert. Die Häftlinge seien tagelang in dunkle Verließe gekettet und lauter Musik ausgesetzt worden, berichtete Human Rights Watch am Montag. Sie habe die Informationen von den Anwälten Gefangener erhalten und stufe sie als "ausreichend glaubwürdig ein", sagte der Terrorismusexperte der Organisation, John Sifton.

CIA-Agenten sollten mitgefoltert haben

US-Vizepräsident Dick Cheney dementierte unterdessen Vorwürfe, die USA griffen auf Folter zurück. In einem Interview des US-Fernsehsenders ABC sagte er, die USA hielten sich an ihre Verpflichtungen, nicht zu foltern. Cheney äußerte sich nicht direkt zu dem Bericht von Human Rights Watch, sondern zur Fragen über eine Gesetzesinitiative gegen Folter im Kongress.

Human Rights Watch zufolge wurden Gefangene in dem Gefängnis in absoluter Dunkelheit gehalten. Deswegen sei das mutmaßlich vom Geheimdienst CIA betriebene Gefängnis von den Häftlingen "Dunkles Gefängnis" genannt worden. Die amerikanischen und afghanischen Aufseher hätten Zivilkleidung getragen, was auf eine Beteiligung der CIA hindeute. In dem Bericht zitiert die Organisation einen ehemaligen Gefangenen, Benyam Mohammad. Der in Äthiopien geborene Brite war nach eigenen Angaben auch in Guantanamo auf Kuba inhaftiert gewesen. In dem afghanischen Gefängnis sei er 2004 gewesen.

Auch al Masri kannte Geheimgefängnis

"Es war pechschwarz, kein Licht in den Räumen die meiste Zeit", berichtete er seinem Anwalt. "Sie haben mich aufgehängt. Am zweiten erlaubten sie mir, ein paar Stunden zu schlafen, dann hingen sie mich wieder auf - diesmal für zwei Tage." Er sei gezwungen worden, 20 Tage lang laute Musik der Rapper Eminem und Dr. Dre zu hören. Dann sei die Musik von "schrecklichem Gespenstergelächter und Halloween-Geräuschen" ersetzt worden. "Die CIA hat Leute, einschließlich mich, Tag und Nacht bearbeitet", wurde Mohammad weiter zitiert. "Viele haben den Verstand verloren. Ich konnte hören, wie sie ihren Kopf gegen Wand und Türen schlugen und sich die Seele aus dem Leib schrien."

Sifton sagte, man spreche jetzt nicht mehr abstrakt über Folter. "US-Personal könnte strafrechtlich verantwortlich sein, und ein Sonderermittler ist erforderlich." Über ein geheimes CIA-Gefängnis in Afghanistan hat auch Khaled el Masri, ein Deutscher libanesischer Abstammung, berichtet. Er ist nach eigenen Angaben vom CIA in Mazedonien entführt und nach Afghanistan verschleppt worden. Dort sei er in einem Gefängnis misshandelt worden, bevor er im Mai 2004 in Albanien freigelassen worden sei.

AP
Eric Talmadge/AP