Indonesien Im Würgegriff des Terrors

Glassplitter und Blutlachen bedecken die Straße vor dem Hotel Marriott in Jakarta, wo ein Bombenanschlag 13 Menschen in den Tod gerissen und 149 verletzt hat. "Ich dachte, ein Flugzeug hätte das Gebäude getroffen", sagt Iin, der in einem der Büros arbeitet.

Die Kampfansage von Indonesiens Präsidentin Megawati Sukarnoputri an den organisierten Terror im Lande war erst ein paar Tage alt. "Von der Wurzel an" müssten die tödlichen Netzwerke ausgerottet werden, hatte das sonst eher schweigsame Staatsoberhaupt in seiner Rede zur Lage der Nation am Freitag verkündet. Als am Dienstag dann die Sprengsätze vor dem Marriott-Hotel im Herzen der Hauptstadt Jakarta zündeten, schien dies wie eine fatale Antwort. Niemand zweifelt, dass der schlimmste Terroranschlag seit dem Bombenattentat von Bali im Oktober für das gebeutelte Inselreich einen schweren Rückschlag bedeutet.

Dabei hatten die international sonst wegen Ineffizienz und Korruption gescholtenen indonesischen Behörden gerade nach dem Horror von Bali weltweites Lob für ihre Ermittlungen eingeheimst: Innerhalb weniger Wochen waren mehrere Hauptverdächtige dingfest gemacht worden, die Prozesse gegen sie begannen bald und kamen zügig voran. Nachdem Jakarta lange bezweifelt hatte, dass das Land der 18 000 Inseln militante Islamisten beherbergt, reihte es sich nach dem Anschlag auf der Ferieninsel in die globale Anti-Terror-Front ein.

Blick richtet sich auf radikale muslimische Gruppe

Wieder richtet sich wie nach Bali nun der Blick der Fachleute auf die radikale muslimische Gruppe Jemaah Islamyia (JI), die auch für den Tod von mindestens 202 Menschen in dem Urlauberparadies verantwortlich sein und die Errichtung eines islamischen Staats in Südostasien zum Ziel haben soll. "Es ist möglich, dass es die JI war", sagt Sidney Jones, Länderdirektorin für Indonesien des Brüsseler Forschungsinstituts International Crisis Group. "Sie haben die Motivation, es ist das richtige Ziel, aber ob sie es tatsächlich waren oder nicht, ist eine andere Frage", räumt sie sein.

Querverbindungen zu Bali waren nach dem Hotel-Anschlag schnell geknüpft: Am Donnerstag soll der erste Schuldspruch in den Prozessen um die Anschläge auf der Urlauberinsel fallen. Andere mutmaßten, das Attentat könnte etwas mit dem Prozess wegen der Gräueltaten in Osttimor gegen einen hohen Militär zu tun haben, der am Dienstag zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. Bei vier Bombenanschlägen in Jakarta innerhalb dieses Jahres, darunter auf das Parlament und die Vertretung der Vereinten Nationen, konnte die Urheberschaft bislang nicht eindeutig geklärt werden.

Instabiles Riesenreich

Zweifelsfrei ist unterdessen, dass das Attentat auf das Marriott das internationale Vertrauen in Indonesien nicht gerade stärken wird. Überall in Südostasien gilt das Riesenreich als instabil, der Anschlag von Bali ließ viele Investoren den Rückzug antreten. Dabei hatte die Regierung Megawati seit ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren durchaus Reformen angeschoben und manche Konfliktherde in dem nach der Bevölkerungszahl größten muslimischen Land der Welt beruhigt.

Als "schreckliche Bedrohung" brandmarkte die Präsidentin schließlich in ihrer Rede zur Lage der Nation am Freitag die Gefahr durch islamistische Terroristen für das Land. Nach dem Anschlag auf das Luxushotel im Herzen der Hauptstadt rätseln Beobachter allerdings einmal mehr, wie Indonesien sich aus dem Würgegriff des so lange ignorierten Terrors in den eigenen Grenzen befreien soll.

DPA
Frank Brandmaier