Irak "Dies wird den Föderalismus nicht aufhalten"

Die Selbstmordanschläge in Erbil haben die zerstrittenen kurdischen Parteien PUK und KDP zumindest zweitweilig geeint: im Kampf gegen den Terrorismus. Von ihren Bemühungen um Autonomie wollen sie nicht abrücken.

Nach den beiden verheerenden Selbstmordanschlägen in der nordirakischen Stadt Erbil haben die kurdischen Parteien ihre Entschlossenheit zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus bekundet. Der US-Zivilverwalter Paul Bremer sagte den örtlichen Behörden seine Hilfe bei der Suche nach den Verantwortlichen zu. Dem kurdischen Fernsehen zufolge waren die zwei Attentäter als muslimische Geistliche gekleidet, so dass sie unter den Teilnehmern an den Feierlichkeiten zum islamischen Opferfest keinen Verdacht erregten.

Die nahezu gleichzeitig ausgeführten Anschläge vom Sonntag richteten sich gegen die Büros der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK). Dabei kamen nach US-Angaben mindestens 56 Menschen ums Leben, etwa 235 wurden verletzt. In den Parteiräumen fanden gerade Empfänge zum Opferfest statt, an denen mehrere hundert Menschen teilnahmen.

Hohe Verwaltungsbeamte unter den Opfern

Unter den Opfern waren nach kurdischen Angaben auch der Gouverneur von Erbil, Akram Mintik, sowie sein Stellvertreter und dessen beide Söhne. Ferner seien der stellvertretende Regierungschef Sami Abdul Rahman sowie mehrere Minister der kurdischen Verwaltung getötet worden. Diese Politiker gehörten alle der KDP an, die damit einen besonders schweren Schlag erlitt. Die PUK verlor eigenen Angaben zufolge ihren Militärkommandeur.

Die Parteiführer - Dschalal Talabani von der PUK und Massud Barsani von der KDP - waren zum Zeitpunkt der Anschläge nicht in Erbil. Schuld an den beiden Anschlägen gaben die Parteien islamischen Extremisten. Massud Barsani erklärte nach einem Besuch bei den mehr als 200 Verletzten in Erbil: "Dies wird den demokratischen Föderalismus im Irak nicht aufhalten." Die Kurden wollten an ihrer Autonomie im Norden des Landes festhalten.

Hoffnung auf Zusammenarbeit zwischen den zerstrittenen Parteien

Der kurdische Schriftsteller Nasar Chailani äußerte die Hoffnung, dass die häufig zerstrittenen kurdischen Parteien nunmehr enger zusammenarbeiten würden. Ein Sprecher des von den USA eingesetzten irakischen Übergangsrats, Jehia Chatib, bekräftige die Entschlossenheit des Regierungsgremiums, jetzt erst recht ein demokratisches Land aufzubauen. Die kurdische Verwaltung in Erbil arbeitet eng mit der amerikanischen Besatzungsmacht zusammen.

Die Anschläge gingen auch in der Nacht zum Montag weiter. Nach Angaben des US-Militärkommandos in Bagdad, griffen Aufständische kurz vor Mitternacht den Stützpunkt einer amerikanischen Versorgungseinheit bei Balad nördlich von Bagdad mit Raketen an. Ein Soldat starb, zwölf weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Bei der anschließenden Suche nach den Tätern spürten die Soldaten nach eigenen Angaben eine weitere Rakete auf, konnten die Angreifer aber zunächst nicht festnehmen.

AP · DPA
AP, DPA