Durch die Hand einer Frau zu sterben, ist für die religiös verblendeten Kämpfer des Islamischen Staats (IS) eine Demütigung. In diesem Fall kommen sie nicht ins Paradies, glauben sie. Wie viele wegen Wahida Mohamed auf diese "Ehre" verzichten mussten, ist nicht belegt Aber es dürften einige sein, zumindest wenn man der 39-Jährigen glaubt. Wahida Mohamed al Jumaily, Kampfname Um Hanadi, nennt sich "Hausfrau" und führt eine 70-Mann-starke Miliz an. Ihr Ziel: der Kampf gegen die Terrorarmee. Und ihr Kampf ist persönlich.
Der Islamische Staat ermordete ihre Ehemänner
Sie berichtete ihre Geschichte dem US-TV-Sender CNN und sagte, ihr erster Mann wurde Opfer der Islamisten. Ihr zweiter wurde im Jahr darauf getötet. Der IS meuchelte auch ihren Vater und drei ihrer Brüder. Sowie ihre Schafe, ihre Hunde und ihre Vögel. Sechsmal geriet Wahida selbst ins Visier der Kämpfer. Sechs Versuche, sie umzubringen. CNN berichtete sie, es steckten immer noch Schrapnellen im Kopf und den Beinen. Um Hanadi und ihre Kämpfer operieren in Shirqat, im Norden des Irak.
Die Stadt wurde erst vor einigen Tagen den Klauen der Islamisten entrissen, auch mithilfe von Um Hanadi. "Ich habe sie bekämpft. Ich habe sie enthauptet. Ich habe ihre Köpfe gekocht. Ich habe ihre Körper verbrannt", sagte sie dem US-Sender. Auf ihrer Facebook-Seite dokumentiert die Milizionärin ihr Wirken. Auf den Bildern dort ist eine Frau mit Kopftuch zu sehen, die mal mit Machete, mal vor Maschinengewehren posiert - stets umgeben von bis an die Zähne bewaffneten Kämpfern. Auch das Bild eines abgetrennten Kopfes im Kochtopf wurde online gestellt.
Al Baghdadi persönlich drohte ihr
2004, als die ersten irakischen Rebellen und Aufständischen mit ihren Anschlägen begannen, kämpfte sie aufseiten der Amerikaner und der offiziellen Armee. Unter anderem auch gegen die Gruppe al Kaida im Irak aus der später der Islamische Staat wurde. Deshalb geriet sie früh auf die Todesliste der Islamisten. "Ich stand ganz weit oben, noch vor dem Ministerpräsidenten", so Wahida zu CNN. "Sogar Abu Bakr al Baghdadi persönlich habe ihr gedroht - er ist mittlerweile der Anführer des IS. Trotz ihrer großen Gefolgschaft kämpft Um Hanadi nicht allein. Die irakische Armee unterstützt sie und ihre Männer. Ein General sagte CNN, man würde ihrer Gruppe Waffen und Fahrzeuge zur Verfügung stellen. "Sie hat ihre Brüder und ihre Ehemänner verloren, deswegen nimmt sie nun Rache", so der Kommandeur.
Dass Frauen in den Krisengebieten zur Waffe greifen, ist zwar ungewöhnlich, kommt aber immer wieder vor. Vor allem Kurden rekrutieren Soldatinnen. Der Glaube vieler IS-Kämpfer, dass ein Tod durch Frauenhand sie am Einzug ins Paradies hindere, dürfte den Gegnern der Islamisten durchaus in die Hände spielen.
