Irak Britischer Offizier berichtet über Misshandlungen

Britischer Offizier berichtet über Misshandlungen

Misshandlungen irakischer Gefangener durch britische Soldaten sind nach Angaben eines Offiziers schon mehrmals vorgekommen. Der britische Offizier, der anonym bleiben wollte, sagte einem Fernsehsender, die Übergriffe würden von den Befehlshabern zum Teil geduldet. Die Zeitung "Daily Mirror" versicherte unterdessen, die von ihr veröffentlichten Folterbilder seien echt. "Wir haben große Anstrengungen unternommen, um das zu überprüfen", sagte Chefredakteur Piers Morgan.

Nach Informationen des "Sunday Telegraph" bereitet die britische Militärpolizei die Festnahme von sechs Verdächtigen vor. Die Fotos zeigen britische Soldaten, die einen Iraker dem Anschein nach mit Gewehrkolben schlagen und auf ihn urinieren. Außenminister Jack Straw versprach am Sonntag: "Diese Vorwürfe werden gründlich untersucht." Premierminister Tony Blair verurteilte das Geschehen als "völlig inakzeptabel". Er sagte in Dublin: "Wir sind in den Irak gegangen, um mit solchen Sachen Schluss zu machen, nicht um das selbst zu tun." Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, gehe es aber mit Sicherheit nur um einen Einzelfall.

Junge, unerfahrene Soldaten als Bewacher

Dagegen sagte der britische Offizier, es komme immer mal wieder vor, dass Gefangene von Soldaten brutal zusammengeschlagen würden. Sogar "ziemlich hohe Offiziere" wüssten davon. Eine der Ursachen sei, dass mit der Bewachung der Gefangenen meist junge, unerfahrene Soldaten beauftragt würden. Rechtsexperten warnten, die Verantwortlichen könnten als Kriegsverbrecher vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt werden. Großbritannien erkennt dieses UN-Gericht im Gegensatz zu den USA voll an.

Zweifel an Echtheit der Fotos

In den britischen Medien wurden allerdings auch Zweifel an der Echtheit der veröffentlichten Fotos geäußert. Der Fernsehsender BBC berichtete unter Berufung auf Militärquellen, die abgebildeten Gewehr- und Lastwagentypen würden von den Briten im Irak gar nicht benutzt. Mehrere Zeitungen zitierten Militärexperten mit dem Einwand, die Bilder seien so scharf, dass die dargestellten Bewegungen nur gestellt sein könnten. Außerdem sehe der angeblich so übel zugerichtete Gefangene sauber und unversehrt aus.

Der "Daily Mirror" bekam die Bilder nach eigener Darstellung von zwei Soldaten, von denen sich einer selbst an der Misshandlung beteiligt hatte. Nach ihren Angaben wurde der etwa 20 Jahre alte Iraker verdächtigt, ein Dieb zu sein. Acht Stunden lang sei er von britischen Soldaten in Basra gequält worden. Mit Gewehrkolben hätten sie ihm den Kiefer gebrochen und ihm Zähne ausgeschlagen. "Dieser Typ war dabei zu sterben", berichtete einer der beiden Soldaten.

"Weg mit ihm"

"Ein Offizier kam runter. Es hieß: 'Weg mit ihm - ich habe ihn nicht gesehen.'" So hätten sie ihn, noch mit einem Sandsack über dem Kopf, von einem fahrenden Wagen geworfen. Ob er überlebt habe, wüssten sie nicht. Einige Wochen später hätten die Soldaten einen Mann zu Tode geprügelt. Dieses Verhalten habe dazu beigetragen, dass die Iraker die Briten nun als Feinde betrachteten.

Das Verteidigungsministerium in London prüft zurzeit acht Fälle möglicher Übergriffe. Nach einem Bericht der "Times" verlaufen diese Untersuchungen schleppend. So sei nach neun Monaten noch immer nicht darüber entschieden, ob acht Soldaten verfolgt würden, die nackte irakische Gefangene zur Nachstellung sexueller Handlungen gezwungen haben sollen. Die oppositionellen Liberaldemokraten kritisierten, dass die Beschuldigten noch nicht einmal suspendiert worden seien.

DPA
DPA