Die Besatzung des Irak müssen immer mehr amerikanische Soldaten mit dem Leben bezahlen. Mehr als die Briten im Süden des Landes Irak sind die Amerikaner Angriffen aus dem Hinterhalt ausgesetzt. Irakische Bewaffnete schlagen nach Art einer Stadtguerilla zu. Sie greifen mit Gewehren für Scharfschützen oder Panzerfäusten an, um sich im Gewirr der Straßen davonzumachen.
Tägliche Attacken mit oft tödlichem Ausgang und die offensichtliche Ablehnung durch Iraker entladen sich bei den US-Soldaten auch als Frust. Auf den schnellen Sieg über das Regime von Saddam Hussein sind nun nervenaufreibende Patrouillengänge gefolgt. "Sie schreien uns an, wir sollen nach Hause gehen", sagt ein junger US-Soldat an einem Wachposten am Tigris-Ufer, wo immer wieder Demonstranten vorbeiziehen.
Kein Telefonkontakt mit der Heimat
Und das alles bei Temperaturen von fast 50 Grad im Schatten, die die Hitze in dunkelgrünen Panzern auf "mehr als 100 Grad" steigen lassen, wie der Soldat überzeugt ist. Viele seiner Kameraden haben seit Beginn des Kriegseinsatzes vor einem halben Jahr keinen Telefonkontakt mit ihren Familien gehabt. Nachdem sie als "Befreier" gekommen waren und auf ein baldiges Ende ihres Auftrages gehofft hatten, sind sie nun Friedensschützer mit Kampfauftrag und sollen auch humanitäre Aufgaben übernehmen.
Doch mit ihrem schweren Kriegsgerät sind die Soldaten auf Aufgaben wie Einschreiten gegen gewaltsame Demonstranten oder Polizeiarbeit nicht vorbereitet. Schnell fallen wie erst am Mittwoch in Bagdad tödliche Schüsse auf Protestierer, wenn sich die Besatzer bedroht sehen. "Das ist noch immer ein Kampfgebiet. Die Soldaten müssen darauf vorbereitet sein, sich zu verteidigen", sagt dazu ein US- Offizier, der ungenannt bleiben will. "Es ist unrealistisch, dass wir den Männern sagen, hier ist echte Munition und in diesem Magazin sind die Plastikkugeln."
"Man müsste jetzt direkt eine Handgranate auf sie werfen", sagt ein Offizier der aufgelösten irakischen Armee wütend, nachdem eine Demonstration für Gehaltszahlungen an entlassene irakischen Soldaten vor dem Sitz der US-Zivilverwaltung in Bagdad eskaliert ist. Mehrere ehemalige Kämpfer in den Streitkräften des Saddam-Regimes werden erschossen, es kommt zu Ausschreitungen. "Die Amerikaner sind doch hier wie die Fliegen", findet ein Demonstrant. "Wir jagen sie, wenn sie allein unterwegs sind."