Irak US-Soldaten töten 13 Demonstranten

US-Soldaten haben auf Teilnehmer einer gewaltsamen Demonstration in der irakischen Kleinstadt Falludscha geschossen und mindestens 13 Menschen getötet.

US-Soldaten haben auf Teilnehmer einer gewaltsamen Demonstration in der irakischen Kleinstadt Falludscha geschossen und mindestens 13 Menschen getötet. Bei dem bislang schwersten Zwischenfall bei Demonstrationen im Irak wurden nach Krankenhausangaben mindestens 75 Menschen verletzt, etliche von ihnen schwer. Das US-Zentralkommando teilte mit, die Soldaten seien zuerst aus der Menge heraus beschossen worden. Unterdessen stellte sich auch der frühere irakische Ölminister Amir Mohammed Raschid den Amerikanern. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kündigte am Dienstag den Abzug amerikanischer Truppen aus Saudi-Arabien an.

" Recht auf Selbstverteidigung"

Einwohner von Falludscha (50 Kilometer westlich von Bagdad) und die US-Armee machten sich am Dienstag gegenseitig für den blutigen Zwischenfall verantwortlich. Das Zentralkommando in Katar wies Darstellungen zurück, wonach die Soldaten "unprovoziert" in die Menschenmenge geschossen hätten. Die Soldaten seien von Irakern mit Kalaschnikows beschossen worden und hätten ihr Recht auf Selbstverteidigung ausgeübt, heißt es in einer Erklärung vom Dienstag.

Unbewaffneter Protest

Dagegen berichteten Einwohner Falludschas dem Sender El Dschasira, dass die 200 zumeist jugendlichen Demonstranten unbewaffnet und die Proteste friedlich gewesen seien. Die Demonstranten hätten von den US-Soldaten die Räumung einer Schule verlangt, in der diese Quartier bezogen hatten. Darüber hinaus hätten sie den Abzug der Truppen aus der Stadt und dem gesamten Irak gefordert. Die US-Soldaten hätten dann das Feuer eröffnet.

Anti-amerikanische Losungen

Der Korrespondent von El Dschasira sprach von einer sehr aufgeheizten Atmosphäre in der Stadt, die vor zwei Tagen erstmals von US-Soldaten besetzt worden war. Augenzeugen hätten berichtet, dass Steinwürfe auf die US-Soldaten oder hitzige Beschimpfungen den Zwischenfall ausgelöst haben könnten. Bei der Beerdigung der Opfer kam es am Dienstag erneut zu Protesten gegen die US-Truppen. Mehrere tausend Iraker skandierten anti-amerikanische Losungen und schwenkten irakische Nationalfahnen. US-Kampfhubschrauber flogen über der Stadt.

Ölminister hat sich gestellt

Das US-Hauptquartier teilte am Dienstag mit, der frühere irakische Ölminister Raschid habe sich am Vortag den Streitkräften gestellt. Der 65-Jährige war ein Berater Saddam Husseins und könnte Aufschluss über die geheimen irakischen Raketenprogramme geben. Der General gehörte der Militärindustrie-Organisation an, die für die Waffenprogramme des Iraks verantwortlich war, und war einer der Offiziellen, die direkt mit den UN-Waffeninspekteuren verhandelten.

Raschid ist mit Rihab Taha verheiratet, die den Spitznamen "Dr. Bakterie" trägt. Sie soll für geheime irakische Biowaffen-Programme verantwortlich sein und wird von den Amerikanern gesucht. Mit Raschid sind inzwischen 14 ehemalige Saddam-Gefolgsleute in US-Gewahrsam.

Abzug von US-Truppen

US-Verteidigungsminister Rumsfeld kündigte am Dienstag bei einem Besuch in Saudi-Arabien den Abzug von US-Truppen an. Zur Begründung sagte er auf der amerikanischen Prinz-Sultan-Luftwaffenbasis bei Riad, die Truppen würden dort nicht mehr gebraucht, da nach dem Ende des Irak-Krieges die Überwachung der Flugverbotszonen beendet sei.

Neue Resolution im Sicherheitsrat

UN-Diplomaten rechnen damit, dass die USA noch in dieser Woche eine umfassende Resolution in den Sicherheitsrat einbringen, mit der die Führungsrolle Washingtons bei der Gestaltung der Nachkriegsordnung im Irak völkerrechtlich abgesegnet werden soll. Dazu gehöre die Aufhebung aller Sanktionen gegen Bagdad, was einen freien Verkauf des irakischen Erdöls ohne Mitsprache der UN ermöglichen würde.

Nach Angaben der "New York Times" schlossen die USA einen Waffenstillstand mit der radikalen iranischen Oppositionsgruppe Volksmudschahedin im Irak. Es ist die erste Übereinkunft dieser Art mit einer Organisation, die bislang noch auf der offiziellen US- Terroristenliste steht.