Der Vorsitzende des Verfassungskonvents, der schiitische Scheich Hamam Hammudi, unterstrich, der Text zur Verfassung stamme aus irakischer Feder. Die sunnitischen Mitglieder stimmten dem Entwurf nach eigenen Angaben nicht zu. Das Parlament vertagte sich nach der Lesung ohne Abstimmung. Hammudi sagte im Parlament, alle Seiten stimmten darin überein, dass die Einheit des Landes notwendig sei. Doch gebe es Meinungsverschiedenheiten darüber, wie diese aufrechterhalten werden solle.
Sunniten nicht zufrieden
Der sunnitische Unterhändler Mohammed Abed Rabbu erklärte, seine Volksgruppe könne den Entwurf nicht akzeptieren, weil die Streitpunkte nicht zur Zufriedenheit der Sunniten gelöst worden seien. Der Sunnit Saleh al Mutlak erkannte "einige gute Punkte" in dem Entwurf, andere würden jedoch unweigerlich zur Spaltung des Landes führen.
Sein schiitischer Kollege Mohammed Bakir al Bahadli erklärte die Arbeit des Verfassungskonvents für beendet. Jetzt wolle man mit einer Werbekampagne die Unterstützung der Öffentlichkeit gewinnen. Die Gegner der Verfassung kündigten an, in einer Konferenz über ihre nächsten Schritte zu beraten. Über den Entwurf stimmt die Bevölkerung am 15. Oktober in einem Referendum ab. Vorher sollen fünf Millionen Kopien an alle Haushalte verteilt werden.
Streitpunkte: Bath-Partei und föderales System
Bis zuletzt hatte sich der Verfassungskonvent nach Angaben aus Teilnehmerkreisen noch auf eine Reihe von Änderungen verständigt, um Forderungen der sunnitischen Minderheit entgegenzukommen. Dennoch stimmten die 15 sunnitischen Mitglieder im Konvent dem Entwurf letztlich nicht zu.
Streitpunkte blieben die von den Sunniten abgelehnte Umwandlung des Iraks in einen föderalen Bundesstaat und die Bewertung des von Sunniten dominierten Regimes der Baath-Partei von Saddam Hussein. Der sunnitische Unterhändler Fachr al Kaisi sagte, der Entwurf werde auch abgelehnt, weil der Islam nur als "eine Hauptquelle" und nicht als "die Hauptquelle" der Rechtsordnung bezeichnet werde. Die Sunniten stellen nur 20 Prozent der 27 Millionen Einwohner Iraks, könnten die Verfassung aber trotzdem zu Fall bringen. Wenn zwei Drittel der Wähler in drei Provinzen am 15. Oktober den Entwurf ablehnen, kann sie nicht in Kraft treten. Die Sunniten sind in mindestens vier Provinzen in der Mehrheit.
1.000 Häftlinge aus Abu Ghreib frei
In Bakuba erschossen Unbekannte in der Nacht zum Sonntag den irakischen Fernsehjournalisten Raed Mahmud zusammen mit einem ägyptischen Arbeiter. Das berichteten Krankenhausärzte. Die irakische Armee hat in den vergangenen zwei Tagen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Basra, Mossul und Tikrit insgesamt elf mutmaßliche Aufständische gefangen genommen. In Mossul im Norden Iraks griff ein Selbstmordattentäter eine amerikanische Patrouille an. Sein Sprengsatz tötete drei Zivilpersonen. Im Stadtteil Intisar fand die Polizei die Leichen von neun Menschen. Im Kut im Süden des Landes wurden sechs nicht identifizierte Leichen entdeckt. Ihre Hände waren hinter dem Rücken gefesselt, ihre Augen waren verbunden.
Auf Druck der irakischen Regierung entließen die US-Streitkräfte unterdessen fast 1.000 Gefangene aus dem Gefängnis Abu Ghreib bei Bagdad. Die Häftlinge hätten sich nicht schwerer Straftaten wie Bombenanschläge, Folter, Entführung oder Mord schuldig gemacht. Zudem hätten sie jeder Gewalt abgeschworen und "gelobt, gute Bürger eines demokratischen Iraks zu sein", erklärten die US-Streitkräfte. Die Männer, die meisten von ihnen Sunniten, waren teilweise seit Monaten ohne Anklage inhaftiert.