Islamischer Staat Terrormiliz IS baut Staatswesen in Syrien und Irak aus

Die Terrormiliz IS nennt sich nicht nur Islamischer Staat, sie baut auch tatsächlich staatliche Strukturen im Irak und in Syrien aus. Das Geld dafür stammt aus Schutzgelderpressungen.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat in ihrem Herrschaftsbereich im Irak und in Syrien im Schatten ihres Eroberungsfeldzugs bereits staatliche Strukturen errichtet. Das belegen nach einem Bericht von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR vom Freitag interne IS-Dokumente. Demnach gibt es innerhalb der im Irak und in Syrien aktiven Miliz eine Krankenversicherung, Heiratsbeihilfen und Unterstützungszahlungen für die Familien getöteter oder inhaftierter Kämpfer. Zudem führe die Sunnitenmiliz Personalakten von Selbstmordattentätern. Der IS beherrscht je etwa ein Drittel der Nachbarländer Irak und Syrien.

Offenbar findet laut Bericht zwischen den IS-Provinzen eine Art Länderfinanzausgleich statt, bei dem reiche Bezirke an ärmere Hilfszahlungen leisten. Wesentliche Einnahmequellen seien hohe Geldzahlungen von Geschäftsleuten. Hierbei handele es sich nicht um freiwillige Spenden, sondern um Schutzgeld-Erpressung.

Hunderttausende schutzlos ausgeliefert

Trotz der Luftangriffe der internationalen Koalition auf die Terrormiliz IS ist die Kampfkraft der Extremisten in Syrien laut Experten größer geworden. "In den letzten Monaten ist das militärische Potenzial der bewaffneten Gruppe gewachsen", warnt eine unabhängige Untersuchungskommission in einem Bericht für den UN-Menschenrechtsrat. Das Papier dokumentiert zudem Kriegsverbrechen der Terroristen.

Dem IS-Terror seien im Nordosten Syriens Hunderttausende Menschen schutzlos ausgesetzt, heißt es. Die sunnitischen Extremisten vergingen sich an ihren Opfern mit Massenmorden, willkürlichen Hinrichtungen, Amputationen, Vergewaltigungen, sexueller Versklavung, Folterungen und Vertreibungen.

Miliz erklärt Opfer zu Ketzern

"Die Brutalitäten und das ganze Ausmaß der Misshandlungen sind darauf ausgerichtet, die absolute Macht dieser Gruppe über das politische und soziale Leben durchzusetzen und die Gemeinden unter ihrer Kontrolle zum Gehorsam zu zwingen", heißt es.

Zur Rechtfertigung der Grausamkeiten erkläre die Miliz ihre Opfer zu Ketzern. Dabei gelte der Grundsatz "Man ist schuldig, solange man nicht seine Unschuld beweisen kann", berichteten die Ermittler.

DPA
lie/DPA