Das israelische Außenministerium hat mit einem polemischen Video über die Berichterstattung der internationalen Medien zum Gazastreifen Empörung unter israelischen und ausländischen Journalisten ausgelöst. Auf den 49 Sekunden langen Zeichentrickfilm, den das Ministerium im Internetportal Youtube veröffentlichte, reagierte der Verband der Auslandspresse am späten Montag mit einem Protestschreiben. Das Außenamt verteidigte das Video hingegen am Dienstag.
In dem am Sonntag eingestellten Clip erklärt ein blonder Fernsehreporter mit amerikanischem Akzent vor der Kamera, es gebe im Gazastreifen keine Terroristen, sondern nur normale Menschen, während im Hintergrund ein maskierter Mann eine Rakete in Richtung Israel abfeuert. In einer anderen Szene beschreibt der Korrespondent die Angriffstunnel der radikalislamischen Hamas als "erste palästinensische Untergrundbahn". Erst als ihm eine Brille gereicht wird, sieht er die Realität und fällt in Ohnmacht. "In Gaza herrscht der Terror", schließt das Video.
Scharfe Kritik der Auslandspresse
Der Verband der Auslandspresse in Israel und den Palästinensergebieten reagierte in einer Stellungnahme "überrascht und alarmiert" auf das "irreführende und wenig durchdachte" Machwerk. "Es ist beunruhigend, dass dieses Ministerium seine Zeit dafür verwendet, ein Video zu produzieren, das die Arbeit von Journalisten lächerlich macht, die über einen opferreichen Konflikt berichten". Das Vorgehen sei "unangemessen" und stelle das Bekenntnis des Ministeriums zur unbehinderten Arbeit der Auslandspresse in Israel in Frage, folgerte der Verband.
In den sozialen Netzwerken verurteilten am Dienstag viele israelische und ausländische Journalisten das Video. Ministeriumssprecher Emmanuel Nachschon verteidigte den Clip, der "einseitige Berichterstattung" während des Gazakriegs "freundlich auf die Schippe nimmt". Nach Angaben der Internationalen Journalistenföderation starben infolge des Kriegs im vergangenen Sommer 13 Medienmitarbeiter in Ausübung ihres Berufs, darunter ein italienischer Fotograf.