Der Termin hatte seit ein paar Tagen festgestanden, dann verschiebt Ehud Barak das Gespräch kurzfristig. Er muss zur Beerdigung des Sohnes des ehemaligen Generalstabschefs Gadi Eizenkot, der beim Einsatz in Gaza getötet wurde – Israel im Dezember 2023. Auf dem Friedhof trifft Barak auch auf seinen Kontrahenten, Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Über die Begegnung sagt er bloß: "Wir haben nicht miteinander gesprochen."
Dabei verbindet ihn eine lange Geschichte mit Netanyahu: Der heutige Ministerpräsident stand als Soldat unter Baraks Kommando. Barak plante auch 1976 nach der Entführung eines Flugzeugs die Befreiungsmission.
In Baraks Arbeitszimmer in einem Hochhaus in Tel Aviv steht eine Büste vom ersten Premierminister Israels, David Ben-Gurion. An den Wänden hängen Fotos von Barak mit Bill Clinton, mit Barack Obama. Während seiner Zeit als Ministerpräsident hatte Barak versucht, einen Frieden mit den Palästinensern voranzutreiben. Der Politiker der linksgerichteten Arbeiterpartei diente seinem Land auch als Armeechef, als Außen- und Verteidigungsminister.
Herr Barak, Sie sind selbst in einem Kibbuz geboren worden. Was waren Ihre Gedanken, als Sie am 7. Oktober von den Angriffen auf die Kibbuzim hörten?
Es stimmt, ich habe Jahre meines Lebens in einem Kibbuz verbracht, das fühlt sich sehr persönlich an. Und weil ich selbst einmal für den Geheimdienst verantwortlich war, kann ich sagen: Es war eindeutig ein großes Versagen unseres Geheimdienstes. Auch die Armee, der Verteidigungsminister und der Premierminister haben versagt.