Zehntausende Iraner haben zum 23. Jahrestag der Islamischen Revolution gegen die amerikanische Einordnung ihres Landes als Teil einer »Achse des Bösen« protestiert. »Tod den USA« skandierten sie auf dem Platz des Friedens in der Hauptstadt Teheran.
Das geistliche Oberhaupt des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hatte zu einer »Ohrfeige für die Feinde Irans« aufgerufen. Auch der als gemäßigt geltende Präsident Mohammad Chatami sagte am Montag vor den Demonstranten: »Dass wir bedroht sind liegt daran, dass die USA, oder einige ihrer Anführer, sich für die Herren der Welt halten und wollen, dass die Welt ihrer Politik folgt.« Demonstranten verbrannten eine Puppe der Symbolfigur der USA, Uncle Sam, und hielten eine Puppe von US-Präsident George W. Bush hoch. Um ihren Hals hing ein Schild mit der Aufschrift »Es war ein Fehler von mir, Iran zu drohen.«
Vorwurf der Herstellung von Massenvernichtungswaffen
Die US-Regierung hat Iran vorgeworfen, Massenvernichtungswaffen herstellen zu wollen, aus Afghanistan geflohenen
radikal-islamischen El-Kaida-Kämpfern Unterschlupf zu gewähren und den Frieden dort untergraben zu wollen. Iran hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Bush hatte vor zwei Wochen Iran, Irak und Nordkorea als drei Staaten genannt, die zur »Achse des Bösen« gehören sollen. Seitdem wird in Iran über einen bevorstehenden Angriff der USA spekuliert. Bushs Vorwurf hat die Stellung der Vertreter einer harten Linie in der iranischen Regierung gestärkt. An der Demonstration am Montag nahmen mehr Menschen als in den vergangenen Jahren teil.
Diplomatische Beziehungen auf Eis gelegt
Nach dem Sturz des von den USA unterstützten Schahs 1980 hatten islamistische Revolutionäre 54 US-Diplomaten 444 Tage als Geiseln gehalten. Die USA unterhalten seitdem keine diplomatischen Beziehungen zu dem Religionsstaat und haben das Land mit Sanktionen belegt. Trotz seines überwältigenden Wahlsiegs im Juni sind Chatamis Reformversuche zum großen Teil an dem Widerstand konservativer Kreise gescheitert.