Das japanische Abgeordnetenhaus hat den rechtskonservativen Politiker Shinzo Abe erwartungsgemäß mit großer Mehrheit zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Er erhielt 339 von 475 Stimmen. Das Oberhaus muss der Wahl noch zustimmen.
Abe ist mit 52 Jahren der jüngste Regierungschef nach dem Krieg und der erste, der nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde. Er ist der Sohn eines Außenministers und Enkel eines Ministerpräsidenten, gilt politisch aber als relativ unerfahren. Der neue Regierungschef sitzt seit 1993 im Parlament und übernahm erst vor einem Jahr das Amt des Kabinettssekretärs. Mitte September war er zum neuen Parteichef der LDP gewählt worden, die eine klare Mehrheit im Parlament hat.
Abe dürfte als Ministerpräsident den wirtschaftlichen Reformkurs seines Vorgängers Junichiro Koizumis fortsetzen. Aus den eigenen Reihen kommt aber zunehmend die Forderung, etwas gegen die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich zu unternehmen.
Wie Koizumi tritt Abe zudem für eine stärkere Rolle Japans auf dem internationalen diplomatischen Parkett ein. Abe hat bereits erklärt, er wolle die pazifistische Nachkriegsverfassung Japans ändern. Damit soll die Möglichkeit einer stärkeren Beteiligung Japans an internationalen Friedenseinsätzen eröffnet werden.