Nach Anschlag auf Ex-Regierungschef Japans Regierung untersucht Praktiken der Moon-Sekte

Eine Frau segnet mehrere Paare bei einer Massentrauung der Vereinigungskirche in Südkorea
Die Vereinigungskirche wurde unter anderem durch Massentrauungen bekannt wie hier im Jahr 2014 in Südkorea
© UPI Photo / Imago Images
Die Moon-Sekte ist drei Monate nach dem tödlichen Anschlag auf den früheren japanischen Regierungschef Shinzo Abe ins Visier von Japans Regierung geraten. Ministerpräsident Fumio Kishida kündigte an, die Praktiken der Sekte zu untersuchen.

Die Moon-Sekte wurde anderem durch Massentrauungen von tausenden Paaren bekannt. Im Jahr 2009 beispielsweise gaben sich 40.000 Menschen weltweit das Jawort. Einige von ihnen kannten sich zu dem Zeitpunkt erst seit wenigen Wochen, derartige Vermittlungen der Kirche haben Tradition. Jetzt ist die Vereinigungskirche, die auch als Moon-Sekte bekannt ist, ins Visier der japanischen Regierung geraten. Drei Monate nach dem tödlichen Anschlag auf den früheren Regierungschef Shinzo Abe hat Japans Ministerpräsident Fumio Kishida Ermittlungen gegen die Sekte angeordnet.

Kishida kündigte am Montag an, die Praktiken der Sekte zu untersuchen. Medienberichten zufolge soll es bei den Untersuchungen unter anderem um die Frage gehen, ob die Sekte gegen ihren Status als Religionsgemeinschaft verstoßen hat.

Die Sekte war ins Schlaglicht geraten, weil der mutmaßliche Mörder Abes Medienberichten zufolge im Verhör angab, aus Hass auf die Vereinigungskirche gehandelt zu haben. Die Familie des Attentäters war demnach wegen Spenden seiner Mutter an die Sekte in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Der Vereinigungskirche wird immer wieder vorgeworfen, ihre Mitglieder zu hohen Spenden zu drängen.

Ministerpräsident von Japan: Moon-Sekte habe "viele Opfer" zu verantworten

Die Moon-Sekte warf jegliche Vorwürfe zurück, zahlreiche frühere Mitglieder kritisierten ihr Vorgehen jedoch in den vergangenen Wochen. Enthüllungen über Verbindungen der Sekte zu japanischen Spitzenpolitikern haben zu sinkenden Zustimmungswerten für Kishida beigetragen.

Kishida sagte am Montag im Parlament, die Moon-Sekte habe "viele Opfer" zu verantworten. Er verwies auf verarmte und zerrüttete Familien. "Die Bemühungen, ihnen zu helfen, sind immer noch unzureichend", sagte Kishida. Deshalb werde die japanische Regierung "ihr Recht ausüben, die Kirche auf der Grundlage des Gesetzes über Religionsgemeinschaften zu überprüfen". Geplant sind seinen Angaben zufolge auch noch andere Maßnahmen. So sollen etwa Initiativen gegen Kindesmissbrauch gestärkt und Nachkommen von Sekten-Mitgliedern bei der Ausbildung unterstützt werden.

Die Vereinigungskirche wurde 1954 von San Myung Moon in Südkorea gegründet. Mit Hilfe seiner Anhänger baute Moon ein Wirtschaftsimperium auf, das ihn zum Milliardär machte. Er starb 2012.

Zusätzliche Quelle: Spiegel

AFP
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