Besonderes Zeichen Warum Demokratinnen bei Bidens Rede zur Lage der Nation Weiß trugen

Kongressfrauen ganz in Weiß
Kongressfrauen ganz in Weiß: Demokratinnen setzten während Joe Bidens Rede zur Lage der Nation ein Zeichen
© Jack Gruber / USA Today Network / Imago Images
Kommt der US-Kongress zusammen, ist das für gewöhnlich ein Meer aus blau, grau und schwarz. Nicht so bei Joe Bidens Rede zur Lage der Nation. Hier stach eine Gruppe Demokratinnen heraus – ganz in Weiß.

Ja, es war der Tag des Joe Biden. Selten gab sich der US-Präsident so laut, so kämpferisch, so entschlossen. Doch war der ungewohnt energiegeladene 81-Jährige nicht das einzige Phänomen an diesem Dienstagabend in Washington.

Aus dem tristen Meer aus schwarz, grau und dunkelblau stach zweifelsfrei eine Gruppe besonders hervor: Dutzende demokratische Frauen waren komplett in Weiß gekleidet, während sie Bidens Rede zur Lage der Nation lauschten. Mäntel, Hosenanzüge, Pullover, Cardigans, Blazer: Alles war dabei, Hauptsache möglichst strahlend weiß.

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Durch die einheitliche Farbwahl wollten die Kongressfrauen weit mehr als bloß auffallen. Mit dem modischen Statement setzten sie ein Zeichen der Solidarität.

Die Suffragettenbewegung – der Kampf der Frauen für politisches Mitspracherecht

Es war ein Anblick ganz im Stil der sogenannten "Suffragetten", wie man Frauenrechtlerinnen in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien zu Beginn des 20. Jahrhunderts nannte. Der Begriff leitet sich aus dem englischen Wort "suffrage", zu deutsch: Wahlrecht, ab. Als Gründerin der Bewegung gilt die Britin Emmeline Pankhurst, die gemeinsam mit ihren Töchtern trotz Verfolgung und Verhaftung für die politische Teilhabe der Frauen kämpfte. Weiß, das für Reinheit steht, sollen die Feministinnen getragen haben, um sich auch äußerlich gegen den Vorwurf zu wehren, sie und ihre Forderungen seien "moralisch verdorben". 

Suffragetten im typischen Weiß vor dem US-Kapitol 1914
Suffragetten im typischen Weiß vor dem US-Kapitol 1914
© UIG / Imago Images

Im US-Kongress ist das Suffragetten-Weiß allerdings noch nicht lange zurück. Mitbegründerin der noch jungen Tradition ist vermutlich die ehemalige demokratische Fraktionsführerin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi. Sie hatte 2017, nachdem der damalige Präsident Trump zum ersten Mal vor beiden Kammern seine Agenda vorgestellt hatte, ein Bild von Kolleginnen in Weiß gepostet. Bis auf die Rede "State of the Union" 2018, als einige demokratische Frauen im Sinne der #MeToo-Bewegung Schwarz trugen, ist das Suffragetten-Weiß wieder fester Bestandteil von feministischen Demokratinnen während der jährlichen Präsidentenrede.

Dieses Jahr trugen viele Kongressfrauen außerdem afrikanischen Kente-Stoff oder rosafarbene Akzente, was ebenfalls mit der Suffragettenbewegung assoziiert wird. Mit Trumps möglichem Wiedereinzug ins Weiße Haus fürchten viele US-Amerikanerinnen auch eine landesweite, schrittweise Rücknahme ihrer Rechte, vor allem des bereits in vielen Bundesstaaten eingeschränkten Rechts auf Abtreibung.

yks