Kairo Mindestens zwei Touristen bei Anschlag getötet

Nach Jahren der Ruhe scheint in Ägypten eine neue Welle der Gewalt gegen Touristen loszubrechen. Sechs Monate nach den Anschlägen auf Hotels auf der Sinai-Halbinsel sind jetzt in Kairo mindestens zwei Urlauber getötet worden.

Bei einem Bombenanschlag in der Kairoer Altstadt sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben ägyptischer Behörden soll es sich dabei um eine Französin und einen Amerikaner handeln. Ein bei der Explosion schwer verwundeter Amerikaner soll zudem am frühen Morgen seinen Verletzungen erlegen sein, wie die US-Botschaft in Kairo mitteilte. Arabische Nachrichtensender sprachen unter Berufung auf das ägyptische Gesundheitsministerium sogar von vier Toten. 19 weitere Menschen sollen Verletzungen erlitten haben. Zu den Verletzten gehören zehn Ägypter, zwei Türken, zwei Italiener, zwei Amerikaner, zwei Franzosen und ein Brite. Der deutschen Botschaft lagen keine Hinweise auf deutsche Verletzte vor.

Zeugen machen widersprüchliche Angaben

Zum Ablauf des Anschlags liegen bisher widersprüchliche Berichte vor. Fest steht lediglich, dass sich die Explosion in einer engen Gasse eines beliebten Basars in der Nähe der Al-Aschar-Moschee ereignete. Eine Touristengruppe hatte sich dort zu einer organisierten Führung durch die Altstadt versammelt, als es zu der Explosion kam. Ein Augenzeuge berichtete, dass ein Sprengsatz auf einem geparkten Motorrad explodierte. Andere Zeuge sagten, ein Motorradfahrer sei auf eine Touristengruppe in dem Basar zugefahren und habe die Explosion ausgelöst. Einer dritten Version zufolge sprengte sich der Motorradfahrer mit einer Bombe in die Luft.

Am späten Abend verdichteten sich aber die Hinweise, dass es sich um ein Selbstmordattentat handelte. obwohl die Polizei dies zunächst bestätigte nicht. Bei ihren Ermittlungen fand die Polizei ein Motorrad, in dessen Umkreis Nägel zerstreut lagen. Der Leiter der Sicherheitskräfte in Kairo, Brigadegeneral Nabil al Asabi, sagte, es habe sich offenbar um eine Nagelbombe gehandelt, die vorzeitig explodiert sei. Stunden nach der Explosion war der Ort noch mit Glas- und Metallsplittern übersät. Gerichtsmediziner untersuchten Leichenteile, Ermittler suchten nach Beweismaterial. Aus ihren Kreisen verlautete, dass die Zahl der Toten noch steigen könne, da vier Verletzte in sehr kritischem Zustand und noch nicht alle Leichenteile zugeordnet seien.

Erinnerungen an die 90er werden wach

In den 90er Jahren war Ägypten von einer Serie blutiger Anschläge ägyptischer Terrorgruppen gegen Touristen heimgesucht worden. Die Attentate hatten damals zu einem dramatischen Rückgang der Urlauberzahlen geführt. Nachdem sich die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung gegen die Terroristen gestellt hatte und viele Angehörige des "Dschihad" und der "Gamaat Islamija" verhaftet worden waren, wurde es friedlich. Die letzten größeren Angriffe gab es vor mehr als sieben Jahren: Im September 1997 beschossen zwei Männer mit Sturmgewehren einen Touristenbus und töteten 9 deutsche Urlauber und ihren ägyptischen Fahrer. Zwei Monate später wurden bei einem Angriff auf einen Pharaonen-Tempel in Luxor 48 Touristen und vier Ägypter getötet. Nach mehreren ruhigen Jahren griffen Extremisten dann im Oktober vergangenen Jahres ein Hotel in Taba und zwei Feriencamps auf dem Sinai an und töteten dabei 34 Touristen, vorwiegend Israelis.Die ägyptischen Behörden brachten diesen Anschlag mit der Gewalt zwischen Israelis und Palästinenser in einen Zusammenhang.

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AP/DPA