Papst Johannes Paul II. hat seinen zweitägigen Spanien-Besuch mit einem eindringlichen Friedensappell begonnen. Das Wort "Frieden" kam in den ersten beiden Sätzen seiner Begrüßungsansprache auf dem Flughafen von Madrid gleich sechs Mal vor. Gerechtigkeit, Wahrheit, Liebe und Solidarität seien die Voraussetzungen für den Frieden, betonte der Papst, der jedoch nicht direkt auf den Irak-Krieg einging. "Der Friede macht alle Menschen und Völker zu Brüdern", sagte das 82-jährige Oberhaupt der katholischen Kirche, das sich gesundheitlich in relativ guter Verfassung befand und mit fester Stimme sprach.
Fünfter Spanien-Besuch des Papstes
Eine begeisterte Menschenmenge empfing mit Sprechchören Johannes Paul II., der bereits zum fünften Mal Spanien besucht. Es handelt sich zugleich um seinen insgesamt 99. Auslandsbesuch seit seiner Papstwahl vor fast 25 Jahren. Die Sondermaschine, die den Papst von Rom nach Spanien brachte, war beim Anflug auf den Madrider Flughafen von vier Jagdflugzeugen der spanischen Luftwaffe begleitet worden. Als besondere Geste begrüßten König Juan Carlos und Königin Sofia den wegen der Parkinson-Krankheit gehbehinderten Papst direkt an der Gangway des Flugzeuges, von wo er auf einem rollenden Podest zur Begrüßungszeremonie gebracht wurde.
Papst fordert "Zusammenleben in Einigkeit"
Der Monarch hob in einer Ansprache die engen Bindungen zwischen Spanien und der katholischen Kirche hervor. Unter Anspielung auf den Terror der baskischen Separatistenorganisation ETA würdigte der König, dass der Papst jede Form des Terrorismus verurteilt habe. Johannes Paul II. lehnte in seiner Ansprache auch indirekt separatistische Bestrebungen in Spanien ab: "Ich erbitte für Spanien und die ganze Welt einen fruchtbaren, stabilen und lang anhaltenden Frieden sowie ein Zusammenleben in der Einigkeit, eingebettet in der wunderbaren Vielfalt seiner Völker und Städte."
Die Bestrebungen von Katalanen und vor allem Basken nach mehr Eigenständigkeit hat in der Vergangenheit auch die spanische Kirche gespalten. Der Papst forderte zudem Spanien auf, sein auf den katholischen Glauben begründetes kulturelles und historisches Erbe bei der europäischen Integration einzubringen.
Spannungen zwischen Vatikan und Spanien
Am Nachmittag wollte der Papst den spanischen Ministerpräsidenten José Maria Aznar treffen. Zuletzt hatte es zwischen dem Vatikan und Spanien Spannungen wegen des Irak-Krieges gegeben. Madrid unterstützte das Vorgehen der USA gegen Bagdad, während der Papst eindringlich vor einem Waffengang gewarnt hatte. Später hatte sich der Vatikan mit Äußerungen zum Irak jedoch stark zurückgehalten.
Fünf Heiligsprechungen sind angesetzt
Als Höhepunkte des Besuchs von Johannes Paul II. sind ein Treffen mit Hunderttausenden Jugendlichen auf einem Flugfeld außerhalb von Madrid und eine Heiligsprechungsfeier in der Madrider Innenstadt vorgesehen. Es wurde erwartet, dass er die Jugendlichen zu stärkerem Engagement für den Frieden und eine gerechte Gesellschaft aufrufen werde. Die Jugendlichen seien aufgerufen, "die Hauptrolle in der Zukunft" zu spielen, sagte der Papst bereits bei seiner Ankunft. "Ich habe volles Vertrauen in sie und bin sicher, dass sie weder Gott noch die Kirche noch die Gesellschaft enttäuschen wollen", fügte er hinzu.
Spanien ist das Ziel der ersten Auslandsreise des Papstes seit neun Monaten. Der nur 31 Stunden dauernde Aufenthalt in Madrid gilt nach Ansicht von Beobachtern als Generalprobe für bis zu vier weitere Besuche, die der Papst bis September absolvieren will. Fest steht bereits eine fünftägige Reise nach Kroatien Anfang Juni. Als so gut wie sicher gelten zudem ein eintägiger Blitzbesuch in der bosnisch-serbischen Stadt Banja Luka im Juni sowie Besuche in der Slowakei und in der Mongolei.