Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat ihm zugesprochene Äußerungen dementieren lassen, bei anhaltendem internationalem Druck auf seine Regierung könnte er sich den Taliban anschließen. Sein Sprecher Wahid Omar sagte am Mittwoch vor Journalisten in Kabul, die afghanische Regierung sei über derartige Berichte schockiert.
Karsai und sein Kabinett hätten "den Kampf gegen den Terrorismus und den Kampf gegen jene zur Top-Priorität gemacht, die das Leben von Afghanen gefährden", sagte Omar. "In diesem Zusammenhang ergibt diese Äußerung, von wem immer sie gemacht wurde, keinen Sinn." Der Nachrichtenagentur AP hatten drei Abgeordnete die Drohung Karsais bestätigt.
Sie wurde als Reaktion des Präsidenten auf zunehmenden amerikanischen Druck gesehen, entschlossen gegen Korruption vorzugehen. US-Präsident Barack Obama war dazu vergangene Woche sogar zu einem überraschenden Blitzbesuch nach Kabul geflogen.
USA drohten Karsai-Besuch abzusagen
Zuvor hatte die US-Regierung erwogen, den geplanten Besuch des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai abzusagen. Wenn es weitere Äußerungen Karsais in dieser Richtung gebe, müsse geprüft werden, ob ein USA-Besuch noch konstruktiv sein könne, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, am Dienstag in Washington. Der Besuch Karsais in Washington und ein Treffen mit US-Präsident Barack Obama im Weißen Haus ist am 12. Mai geplant. Karsai hatte in der vergangenen Woche Vertretern internationalen Staatengemeinschaft vorgeworfen, für Betrug bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr verantwortlich zu sein.
Chef der Wahlkommision zurückgetreten
Karsai Sprecher Omar teilte nun mit, dass der umstrittene Chef der Wahlkommission, Asisullah Lodin, zurückgetreten sei. Karsai habe Lodin die Leitung der Wahlkommission auch für die im September erwartete Parlamentswahl angeboten, der habe aber abgelehnt, sagte der Präsidentensprecher.
Bei der Präsidentenwahl im vergangenen Jahr war der Wahlkommission vorgeworfen worden, untätig Manipulationen von Wahlurnen zugesehen zu haben. Eine unabhängige Beschwerdekommission hatte Karsai ein Drittel der offiziell mitgeteilten Stimmen aberkannt und damit eine Stichwahl erforderlich gemacht.
Der zweitplatzierte Oppositionspolitiker Abdullah Abdullah trat aber nicht an mit der Begründung, er habe keine Chance, die Wahl zu gewinnen.