Nach US-Attacke auf Krankenhaus Kriegsverbrechen in Kundus? Ärzte ohne Grenzen fordern Untersuchung

Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" wertet den Angriff auf ein Krankenhaus im afghanischen Kundus als Kriegsverbrechen. 22 Menschen waren bei dem Bombenangriff ums Leben gekommen.

Nach dem Bombenangriff auf eine Klinik in der nordafghanischen Stadt Kundus hat die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) eine internationale Untersuchung nach den Regeln der Genfer Konventionen gefordert. Die Ermittlungen müssten von der dafür
zuständigen Humanitären Untersuchungskommission geführt werden, erklärte MSF-Präsidentin Joanne Liu am Mittwoch in Genf. Die Bombardierung der MSF-Klinik, bei der 22 Menschen umkamen, sei "ein Angriff auf die Genfer Konventionen" gewesen.

22 Tote, darunter drei Kinder

Dieses Regelwerk des humanitären Völkerrechts verbietet in bewaffneten Konflikten Angriffe auf Zivilisten und andere Personen, die nicht an Kampfhandlungen teilnehmen. Um Ermittlungen einzuleiten, müsste dies wenigstens einer der 76 Unterzeichnerstaaten der 1991 geschaffenen Untersuchungskommission beantragen, sagte Liu. Es gehe um die Feststellung der Fakten, nicht um strafrechtliche Konsequenzen.

Unter den Opfern des von der US-Luftwaffe geführten Angriffs waren laut MSF zwölf Mitarbeiter der Hilfsorganisation und zehn Patienten, darunter drei Kinder. Das Krankenhaus war am vergangenen Samstag bei Luftangriffen auf die radikalislamischen Taliban vermutlich versehentlich getroffen worden.

las/DPA