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Konflikt in Libyen Frankreich gesteht Fehler, Briten schicken Berater

Ist das der Auftakt zum Bodenkrieg? Großbritannien will Militärexperten nach Libyen schicken. Schließlich setzen die Truppen des Regimes den Rebellen unvermindert stark zu - offenbar auch mit bösen Tricks. Immerhin wird den notleidenen Menschen in Westlibyen geholfen.

Der Bürgerkrieg in Libyen wird für die westlichen Alliierten zu einer immer heikleren Mission. Machthaber Muammar al Gaddafi drängt die Rebellen mit seinen Truppen in die Defensive - da helfen auch die Angriffe der ausländischen Flieger nichts - und wendet dabei offenbar schmutzige Tricks an. Laut Vorwürfen der Nato verstecken sich Soldaten des Regimes als Zivilisten verkleidet in der Nähe von Krankenhäusern, feuern von Moscheedächern und missbrauchen Frauen und Kinder als Schutzschilde. Das sagte der Kommandeur des Libyen-Einsatzes, General Charles Bouchard, dem kanadischen Fernsehsender CBC. Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen (UN) bekommen nun offenbar Zugang zu einigen von den Gaddafi-Truppen kontrollierten Gebieten im Westen Libyens, in denen die Bevölkerung Not leidet.

Großbritannien gab am Dienstag bekannt, dass es die libyschen Aufständischen mit der Entsendung von Experten unterstützen will. "Erfahrene Militärberater" sollen nach Bengasi geschickt werden, teilte der britische Außenminister William Hague mit. Nach BBC-Informationen handelt es sich um zehn Offiziere. Hague betonte, der Einsatz sei von der UN-Resolution gedeckt, an Kämpfen mit den Gaddafi-Truppen beteiligten sich die britischen Experten nicht. Dennoch wurde in Europa schnell über den möglichen Einsatz von Bodentruppen spekuliert - was bislang offiziell ausgeschlossen wird. Libyen soll schließlich kein zweites Irak oder Afghanistan werden.

Frankreichs Außenminister Alain Juppé betonte denn auch am Dienstag in Paris, er sei strikt gegen den Einsatz von Bodentruppen in Libyen. Selbst die Entsendung von Spezialkräften zur Identifizierung von Zielen lehne er ab. Der Franzose gestand Fehler des Westens ein. Man habe die Anpassungsfähigkeit von Gaddafi unterschätzt. Die Lage sei einen Monat nach den ersten französischen Angriffen schwierig und verworren, sagte Juppè. Frankreich hatte das militärische Vorgehen gegen Gaddafis Soldaten entschieden vorangetrieben. Mittlerweile hat aber die Nato das Kommando übernommen.

Hilfe für die Menschen in Westlibyen

Den leidenden Menschen im hart umkämpften Westen des Landes wird geholfen. Das Welternährungsprogramm (WFP) schickte erstmals einen Konvoi aus acht Lastwagen mit 200 Tonnen Weizen und mehr als 9 Tonnen nährstoffreicher Kekse über die tunesische Grenze nach Westlibyen. Damit könnten fast 50.000 Menschen einen Monat lang ernährt werden. Der libysche Rote Halbmond wird die Nahrungsmittel weiterleiten. Vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen litten extreme Not, sagte die WFP-Geschäftsführerin Josette Sheeran. Insgesamt konnte das WFP nach eigenen Angaben bisher mehr als 187.000 Menschen versorgen, vorwiegend im von Gaddafi-Gegnern kontrollierten Ostlibyen.

Unterdessen hoffen UN-Hilfsorganisationen nach entsprechenden Zusicherungen aus Tripolis auch auf Zugang zu der seit Wochen belagerten Aufständischen-Hochburg Misurata. Bislang kann die eingeschlossene Stadt nur über See erreicht werden. Nach libyschen Oppositionsangaben vom Dienstag wurden in den letzten zwei Tagen bei den Angriffen auf Misurata Dutzende Menschen getötet.

Rebellen sprechen von 10.000 Toten

Die Chefin des UN-Nothilfebüros OCHA, Valerie Amos, und der Sonderbeauftragte Abdul Ilah Chatib hatten am Wochenende von libyschen Vertretern einen Landkorridor zugesichert bekommen, verlautete am UN-Sitz in New York. Guido Westerwelle, der sich am Dienstag zu einem Besuch in Kairo aufhielt, versprach Hilfe für die drittgrößte libysche Stadt. Deutschland wolle "seinen Beitrag dazu leisten, dass Hilfsgüter nach Misurata kommen und Menschen aus Misrata evakuiert werden können", sagte der Außenminister, ohne aber Details zu nennen.

Seit Beginn des Aufstandes gegen das Gaddafi-Regime vor zwei Monaten wurden nach Angaben der Rebellen bereits zehntausende Menschen getötet oder verletzt. "Präsident Dschalil hat uns von 10.000 Toten berichtet und bis zu 55.000 Verletzten", sagte der italienische Außenminister Franco Frattini nach einem Treffen mit dem Vorsitzenden des libyschen Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil.

ben/DPA DPA

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