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Krieg in der ukraine "Bachmut ist ein Horrorplatz": Oberst a.D. Ralph Thiele erklärt die schweren Kämpfe um die Stadt

Sehen Sie im Video: Oberst a.D. Ralph Thiele schätzt die Lage in Bachmut ein.




Oberst a.D. Ralph Thiele sagt: "Bachmut ist ein Horrorplatz." Die Stadt sei überlagert von Angriffen mit Artillerie. Die Russen würden ohne Rücksicht auf Verluste nach vorne gehen und die Ukraine versuche das mit aller Macht abzuwehren. Dabei würden sie aber ständig unter Artilleriefeuer geraten. Bachmut allein rechtfertige das nicht. Vielmehr gehe man davon aus, dass Russland dort versucht, Spitzenkräfte der Ukrainer abzunutzen, damit sie für ukrainischen Offensiven nicht mehr zur Verfügung stehen. Das Kräfteverhältnis sei "bedrohlich zugunsten der russischen Seite." Sie hätten viel mehr Personal, besonders junge Männer. Es hieß schon lange, dass Russland die Munition ausgehen würde. Trotzdem werde noch mit einer hohen Schusszahl gefeuert. "Ich glaube, das ist 'wünsch Dir was'", so der Oberst a.D. Zwar gingen die Artillerieschüsse der Russen zurück, aber das könne auch daran liegen, dass die Artillerie für eine Offensive vorbereitet werde. "Unter dem Strich ist die Situation so, dass der Ukraine die Munition ausgeht und die Russen sehr viel Munition haben. Dieser Unterschied ändert sich auch nicht."


Die GLSDB-Raketen, die die Amerikaner schicken wollen, "das ist Hightech (…), höchst präzise und in der Reichweite mit 150 Kilometer auch sehr weitgehend." "Die werden im Grunde mit Raketen hochgeschossen und gleiten dann als Bombe präzise ins Ziel, können dabei auch Bewegungen machen. Das macht die Verteidigung dagegen immer auch sehr schwierig."  Weil sie auch sehr teuer seien, werde man – seiner Einschätzung nach – nicht sehr viele schicken. Dann müssten die Ukrainer sehr genau schauen, wo sie sie einsetzen. Mittels westlicher Aufklärungshilfe könnten sie z.B. Hauptquartiere, nachrückende Verstärkungskräfte der Russen und logistische Zentren auswählen.


Zur Ausstattung der Bundeswehr sagt Thiele:
"Wir sind mitten in einem Abrüstungsprogramm der Bundeswehr." Ein ohnehin großer Leerkörper werde weiter entleert. "Diese 14 Kampfpanzer werden uns auch wehtun." Wie das Verteidigungsministerium das genau ersetzt, sei noch nicht ausgemacht. Die Ukraine brauche nicht nur Kampfpanzer, sondern auch Ersatzteile. Es könne passieren, dass man sich bald fragt, warum die Leopard 2 nicht funktionieren in der Ukraine. Eine Begründung könnte dann sein, dass die Front 1000 Kilometer weit weg ist und die Panzer hin und zur Wartung wieder zurückgebracht werden müssen.
Damit die Bundeswehr besser ausgestattet wird, brauche es mehr Geld. Aber "es ist nach wie vor noch das Prinzip Hoffnung."Es gebe gute Planungsabsichten, aber die Rüstungsindustrie gehe jetzt in die Vorinvestition. Hersteller wie Rheinmetall würden hoffen, dass Aufträge bei ihnen ankommen. Aber auch Deutschland schreibe europäisch aus. Wo die Aufträge hingehen, wisse man nicht. Dazu hätten andere Länder schon deutlich schneller bestellt. Dazu rechnet er damit, dass die finanzielle Unterstützung der Amerikaner Mitte des Jahres aufgrund der neuen Mehrheitsverhältnisse im Kongress abbrechen könnte. Deshalb tue Amerika alles dafür, dass die Europäer mehr Lasten auf sich nehmen. Der Führungsanspruch Deutschlands und das, was wir tatsächlich tun, würde immer weiter auseinander klaffen. "Im Grunde macht sich Deutschland unglaubwürdig und behindert damit europäische Prozesse."  




Nele Balgo spricht mit Oberst a.D. Ralph Thiele, Vorsitzender der politisch-militärischen Gesellschaft.

Im Ukraine-Krieg stehen sich in Bachmut Russen und Ukrainer gerade besonders verbissen gegenüber. Oberst a.D. Ralph Thiele erklärt, warum. Auch zur Ausstattung der Bundeswehr hat er eine klare Einschätzung.

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