Eine Scud-Rakete aus Bagdad schlug im achten Stock eines Hochhauses in Kuweit-City ein, Autos brannten, Sirenen heulten. 15 Minuten vergingen, bis Sanitäter einen blutenden Mann versorgten, dessen rechter Arm vom Körper abgetrennt worden war.
Der Arm war aus Plastik, das Blut Farbe, ein Gastarbeiter aus Bangladesch spielte das Opfer, als Kuweits Zivilschützer vorige Woche den Ernstfall simulierten. Die Kuweitis selbst begrüßten sich gelassen mit Wangenküssen, während sie übers Treppenhaus evakuiert wurden.
Das Golf-Emirat, in dem US-Militärs derzeit eine Bodenoffensive gegen Irak vorbereiten, sieht sich gegen Angriffe Saddams gewappnet, selbst Attacken mit chemischen Waffen glaubt man glimpflich zu überstehen. Zwei Millionen Gasmasken wurden angeschafft, Schutzräume abgedichtet und mit Nahrungsmitteln ausgestattet. Insgeheim fürchten sich Sicherheitsexperten mehr vor Terroranschlägen radikaler Islamisten aus dem eigenen Land. Am Wochenende wurden 4000 Spezialkräfte von Polizei und Armee auf den Straßen postiert. Sie haben den Befehl, "auf jeden Verdächtigen zu schießen".
Ulrich Rauss
Schulen schließen aus Sicherheitsgründen
Unterdessen nahmen Beamte der Staatssicherheit zwei junge Kuwaiter fest, weil sie das Hauptquartier der kuwaitischen Nationalgarde gefilmt hatten.
Wie aus Polizeikreisen bekannt wurde, fanden die Beamten bei den Männern außerdem eine Spielzeugpistole und den Lageplan einer amerikanischen Schule in dem Golfstaat. Zwei amerikanische Schulen in Kuwait wollen aus Sicherheitsgründen vom 10. Februar bis zum 22. März schließen.
Ab dem 15. Februar wird die Regierung 60 Prozent des Staatsgebiets zur militärischen Sperrzone erklären. In Bahrain, wo die 5. Flotte der US-Marine stationiert ist, sollen Mehrzweckhallen mehrerer Schulen zu Notunterkünften und Lazaretten umgebaut werden. Das berichtete die bahrainische Zeitung "Al-Ayam".
In den Golfstaaten trafen in den vergangenen Tagen mehrere Regierungsbeamte aus den Philippinen, Indien, Pakistan und Sri Lanka ein, die sich um das Wohl ihrer am Golf arbeitenden Landsleute sorgen, unter ihnen auch die Präsidentin der Philippinen, Gloria Macapagal Arroyo. Ihre Regierung will die 60 000 in Kuwait arbeitenden philippinischen Bürger im Kriegsfall mit Gasmasken, Nahrungsmitteln und Wasser versorgen.
dpa