Lateinamerika-Reise Auswärtsspiel für George W. Bush

Auf seiner einwöchigen Reise nach Lateinamerika trifft US-Präsident vor allem auf den erbitterten Protest der Bevölkerung. In Brasilien haben sich linke Demonstranten mit der Polizei gewalttätige Auseinandersetzungen geliefert.

US-Präsident George W. Bush ist zu Beginn seiner Lateinamerika-Reise auf erbitterte Proteste zehntausender Demonstranten gestoßen. Noch vor Bushs Landung in der größten brasilianischen Stadt Sao Paulo protestierten dort laut Polizei zehntausend Menschen gegen den Irak-Krieg, Folter in US-Gefängnissen und die Umweltpolitik der USA.

Bei dem zunächst friedlichen Protestmarsch zogen Demonstranten unter afrobrasilianischen Trommelklängen mit Parolen wie "Hau ab, Bush" über die berühmte Avenida Paulista, der großen Geschäftsstraße Sao Paulos. Zu Zusammenstößen mit der Polizei kam es später, als eine kleine Gruppe von linksgerichteten Jugendlichen Steine auf die Sicherheitskräfte warf. Diese reagierten Augenzeugen zufolge mit Tränengas und Schlagstöcken. Laut Polizei wurden 18 Menschen verletzt.

Auch in Kolumbien, das ebenfalls auf Bushs Reiseplan steht, kam es bei Protesten zu Ausschreitungen. Die Polizei erklärte, linke Guerillas würden Angriffe und Sabotageakte während des Staatsbesuchs am Sonntag planen.

In Argentinien wurde Bush von seinem schärfsten Gegenspieler in der Region, dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez, kritisiert. "Man muss dem US-Präsidenten die Goldmedaille für Heuchelei geben, weil er gesagt hat, dass er sich nun wegen der Armut in Lateinamerika sorgt", sagte der Linkspolitiker kurz nach seiner Ankunft in Buenos Aires. "Nach so vielen Jahren entdeckt er nun, dass es Armut in Lateinamerika gibt, wo doch das US-Imperium der Hauptschuldige ist." Bush hatte vor seiner Reise Hilfe für die Region angekündigt. Chavez wollte eine Veranstaltung gegen Bush in Argentinien anführen, während der US-Politiker im benachbarten Uruguay ist. Am Samstag reist er nach Bolivien.

Bush will während seiner einwöchigen Reise, die ihn auch nach Kolumbien, Guatemala und Mexiko führt, das ramponierte Image seiner Regierung in Lateinamerika aufbessern. Beobachtern zufolge möchte er auch Partner finden, um Chavez' wachsenden Einfluss einzudämmen. Dazu könnte ihm der Einfluss des gemäßigt linken brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva nützen.

Dabei wollten beide Länder auch ein Abkommen über die Produktion von Ethanol abschließen. Brasilien und die USA sind weltweit die größten Produzenten des Auto-Treibstoffes aus Pflanzen. Bush will mit Hilfe von Ethanol die Abhängigkeit von Erdöl-Exporten aus dem Nahen Osten verringern. Zudem sei Ethanol besser für das Klima. Die Umweltschutzgruppe Greenpeace forderte Lula und Bush jedoch auf, noch mehr gegen den Klimawandel zu tun. "Ethanol ist nicht genug", erklärte sie auf einem Transparent in Sao Paulo.

Reuters
Terry Wade/Reuters