Der Westen will einen Sonderfonds zur Unterstützung der libyschen Rebellen einrichten. Über den Fonds solle Geld an die Aufständischen im Osten des Landes fließen, erklärte Italien beim Treffen der Libyen-Kontaktgruppe in Rom. Die Kontaktgruppe existiert seit März, um die Suche nach einer Friedenslösung für Libyen zu koordinieren.
Der Übergangsrat der Rebellen, dessen Vorsitzender Mahmud Dschibril bei dem Treffen in Rom war, bemüht sich um Kredite von bis zu drei Milliarden Dollar, um die Kämpfe fortsetzen und die Bevölkerung mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen zu können. Bisher sind die libyschen Staatsgelder auf ausländischen Konten jedoch weiter eingefroren.
Erstmals wurde auch ein Fahrplan für die Zeit nach einem möglichen Sturz von Machthaber Muammar el Gaddafi vorgestellt. Ziel sei es, vier Monate nach dem Ende des derzeitigen libyschen Regimes Parlamentswahlen und weitere zwei Monate später Präsidentschaftswahlen abzuhalten, sagte Mahmud Dschibril. Demnach soll bereits in den ersten 45 Tagen nach Ende der Ära Gaddafi eine neue Verfassung ausgearbeitet und per Volksabstimmung verabschiedet werden.
Die Kontaktgruppe begrüßte die "Roadmap" der Rebellen als "wichtigen Beitrag für den Übergangsprozess". Sie unterstütze einen nationalen Dialog zwischen allen libyschen Parteien als entscheidenden Schritt zur "Versöhnung und Wiederaufbau des Landes", hieß es in der Abschlusserklärung weiter.
Bei einem Treffen im Golfstaat Katar hatte sich die Kontaktgruppe bereits Mitte April darauf verständigt, die Einrichtung eines "Temporären Finanzmechanismus" für den Nationalen Übergangsrat der Rebellen zu prüfen. Auch Einnahmen aus der Ölförderung in libyschen Rebellengebieten sollen in den Geldstock einfließen. Momentan hindern UN-Sanktionen die Rebellen daran, Erdöl auf dem internationalen Markt zu verkaufen. Libyen gehört wegen seiner großen Rohstoffvorkommen zu den reichsten Ländern des afrikanischen Kontinents. Wegen des brutalen Vorgehens des Gaddafi-Clans gegen die eigene Bevölkerung gilt derzeit allerdings ein weitreichendes Öl- und Gas-Embargo.
Die US-Regierung bemühe sich um eine Gesetzesänderung, um an einen Teil der über 30 Milliarden Dollar der Gaddafi-Regierung heranzukommen, die in den USA eingefroren seien, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton in Rom. Das Geld solle dem libyschen Volk zugutekommen. Sie ließ offen, ob das Geld an die Rebellen oder an Hilfsorganisationen fließen soll. An dem Treffen in Rom nehmen die Außenminister aus mehr als 20 Staaten teil, darunter auch Vertreter der Arabischen Liga und der Afrikanischen Union. Militärische Fragen stehen nicht auf der Tagesordnung.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, das Geld von den eingefrorenen Konten stehe nicht dem Ausland, sondern "dem libyschen Volk" zu. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Gelder aus diesem Reichtum zum Volk finden, um das Leid zu lindern." Zugleich sprach sich die Kontaktgruppe abermals dafür aus, die Suche nach einer politischen Lösung voranzutreiben.
An dem Treffen nahmen Vertreter von insgesamt 40 Staaten und internationalen Organisationen teil. Dazu gehörten auch die Vereinten Nationen, die Nato und die Arabische Liga. Die meisten Mitgliedsstaaten der Kontaktgruppe sind auch am Militäreinsatz in Libyen beteiligt. Deutschland lehnt eine Mitwirkung weiterhin ab.