Die Terrororganisation al Kaida soll nach einem bisher unveröffentlichten Regierungsbericht die Bombenanschläge im vergangenen Sommer in London nicht direkt unterstützt haben. Die Selbstmordattentate auf U-Bahnen und einen Bus, bei denen am 7. Juli 2005 vier Terroristen 52 weitere Menschen mit sich in den Tod rissen, seien "weit davon entfernt gewesen, das Werk eines internationalen Terrornetzes zu sein", berichtete die Sonntagszeitung "The Observer" unter Berufung auf ein offizielles Regierungspapier.
Die Anschläge seien vielmehr allein von den vier britischen Muslimen ausgeführt worden, die "nach Märtyrertum trachteten". Der mit Spannung erwartete Untersuchungsbericht soll in den kommenden Wochen veröffentlicht werden. Daraus gehe auch hervor, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Regierungsquellen, dass es nicht wie bisher vermutet noch einen "fünften Attentäter" gab und dass die Besuche von zweien der so genannten Rucksackbomber in Pakistan nicht bedeuteten, dass sie direkte Hilfe der Terrorgruppe von Osama bin Laden gehabt hätten.
Die Polizei habe "nichts gefunden, was die Theorie hätte belegen können, dass ein al-Kaida-Anleiter, der mutmaßlich aus Pakistan sein sollte, bei der Planung der Attacken geholfen hat". Allerdings seien die Täter wohl "ideologisch" durch islamische Extremisten beeinflusst gewesen. Informationen hätten sie sich unter anderem im Internet beschafft. Der Bau ihrer in Rucksäcken versteckten Bomben habe "nur wenige hundert Pfund gekostet".
Der Bericht wird nach Einschätzung des "Observer" die Kritik an britischen Sicherheitskräften anfachen, wonach diese im Vorfeld nicht entschlossen genug auf Hinweise reagierten. So sei einer der Attentäter, der Brite Mohammad Siddiq Khan, bereits Monate vorher dem Geheimdienst bekannt gewesen. Jedoch sei ein Videoband mit dem Mann, das nach den Anschlägen auftauchte und eine Verbindung zu al Kaida herstellte, offenbar nachträglich von Terroristen bearbeitet worden und deshalb als Beweis einer Verbindung fallen gelassen worden.