Selbstmordattentat

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Taliban-Kämpfer am Ort des Flughafen-Anschlags

Kabuler Flughafen-Anschlag 2021: Trump verkündet Festnahme von mutmaßlichem Drahtzieher

US-Präsident Donald Trump hat die Festnahme eines mutmaßlichen Drahtziehers des verheerenden Selbstmordattentats am Flughafen von Kabul während des chaotischen US-Abzugs 2021 bekanntgegeben. Der "für diese Gräueltat verantwortliche Top-Terrorist" sei mit Hilfe Pakistans gefasst worden, sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) vor dem Kongress in Washington. Nach Angaben des US-Justizministeriums sollte der Verdächtige mit dem Namen Mohammed Scharifullah am Mittwoch einem Gericht im Bundesstaat Virginia vorgeführt werden. 
Monika Model überlebte das Selbstmordattentat an der Blauen Moschee in Istanbul 

Istanbul Martina Model überlebt im Urlaub einen Anschlag – und kämpft bis heute mit der Angst

Martina Model: "Ich hatte einen dünnen Mantel an, der mit Federn gefüllt war. Im Nachhinein ist mir dann klar geworden: Die Jacke hat mir das Leben gerettet. Die Jacke war hinterher total zerfetzt. Die Federn hingen da überall raus. Ich geh davon aus, wenn ich eine normale Jacke angehabt hätte, hätte es mir sicherlich den ganzen Rücken ... wie bei den anderen im Prinzip auch. Wobei ich beim Attentat eigentlich mitten unter den Leuten gestanden hab. Da stand nämlich meine Handtasche."
Istanbul, 12. Januar 2016: Martina Model und ihr Mann wollen die Blaue Moschee besichtigen als sich ein Attentäter inmitten ihrer Touristengruppe in die Luft sprengt. Martina Model und ihr Mann wollen am 12. Januar 2016 die Blaue Moschee in Istanbul besichtigen als sich ein Attentäter inmitten ihrer Touristengruppe in die Luft sprengt. Zwölf Menschen sterben, 16 werden verletzt. Ein Splitter durchschlägt Martina Models Unterschenkel. Ihr Mann verliert einen Großteil seines Gehörs. Bis heute ringt die 67-jährige Dresdnerin mit der Angst und mit ihrer fehlenden Erinnerung an den Anschlag.
Martina Model: "Wenn man das nur hört und das nicht erlebt hat, sagt man, ja, das ist schlimm. Und dann hakt man es ab. Aber wenn Sie es erlebt haben. Bei jedem Attentat – egal was war, ob es Nizza war, ob es Brüssel war – ist man wieder mittendrin. Ist ja jetzt Straßburg schon wieder gewesen. Dann kommt alles erst einmal wieder. Sicherlich bei mir nicht die Erinnerung, was gewesen ist. Aber was man hinterher so hatte. Wie man sich doch auch quält, um ein relativ normales Leben zu führen."
Wann macht sich die Angst besonders bemerkbar?
Martina Model: "Einmal hatte mein Mann einen wichtigen Termin, wegen seines Gehörs und da bin ich einmal mit der Straßenbahn zur Traumatherapie. Ist eigentlich für mich überhaupt kein Thema. Ich steige fast vorm Haus in die Straßenbahn ein, fahre bis zur Therapie und dann wieder zurück. Aber zurück habe ich es nicht geschafft. Ich habe es hingeschafft und habe dann mit der Therapeutin die ganze Zeit nur über diese Fahrt geredet. Ich habe mich ganz vorne beim Fahrer hingesetzt, so dass ich nicht gesehen habe, wer eingestiegen ist, wer ausgestiegen ist. Ich war schweißgebadet. Das sind so viel Menschen, die einsteigen. Es sind nicht nur Männer vor denen ich Angst habe. Sie checken jeden ab."
Welchen Einfluss hat der Anschlag bis heute auf Ihren Alltag?
Martina Model: "Was uns fehlt, ist ganz einfach, dass man das Leben genießen kann. Also große Sachen, wie zum Beispiel auf der Freilichtbühne im Sommer mit den Kindern zusammen ins Kino zu gehen. Oder Roland Kaiser macht dort ja immer seine Show – da mal hinzugehen. Dort, wo große Menschenansammlungen sind, das vermeiden wir. Das macht uns Angst."
Martina Model lebt mit ihrem Mann in Dresden. Dort hat das Paar seit den frühen 90er Jahren ein Hotel geführt. Nach dem Anschlag von Istanbul fiel es ihnen  zunehmend schwer, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Im Spätsommer 2018 haben sie das Hotel mit hohen Verlusten verkauft.
Attentat auf Djerba: Adrian Esper überlebt mit schweren Verbrennungen

Djerba Adrian ist drei Jahre alt, als er ein Selbstmordattentat überlebt – von Vergeltung hält er bis heute nichts

Adrian Esper: "'Ich will dir wirklich nicht zu Nahe treten und wenn du nichts sagen willst und wenn du nicht darüber reden willst, ist das auch völlig in Ordnung. Aber ich hab dich schon bei der Immatrikulationsfeier gesehen und ich fand das so toll' – und so weiter und so fort. 'Und was ist eigentlich passiert?' Gerade dieses ganze Drumherum, ich finde es ganz nett, aber wirklich brauchen tue ich es nicht. Es würde mir schon reichen, wenn jemand einfach sagt: 'Ey, was ist eigentlich passiert?''"
11. April 2002:
Ein Selbstmordattentäter sprengt sich vor der al-Ghriba-Synagoge auf der tunesischen Urlaubsinsel Djerba in die Luft. Der dreijährige Adrian Esper besichtigt mit seinen Eltern die Synagoge, als der mit Flüssiggas beladene LKW vor dem Gotteshaus explodiert. Adrian erleidet auf 40 Prozent seiner Haut Verbrennungen zweiten und dritten Grades.
Adrian Esper: "Von dem Ganzen was damals passiert ist noch ziemlich viel vor Augen. Es ist nur, finde ich, für einen selber die Frage, wie man das verpackt oder wie man damit umgeht. Das kann es einem durchaus erleichtern. Gerade in dem Fall von mir, wenn man damit aufwächst, ist das noch einmal eine andere Sache, weil man besser damit umgehen kann und auch mehr Zeit, hat das zu lernen."
Der Attentäter reißt 21 Menschen mit in den Tod, über 30 werden schwer verletzt. Die meisten Opfer stammen aus Deutschland. Adrian ist heute 20 Jahre alt. Seine Narben trägt der Student mit Selbstbewusstsein.


Adrian Esper: "Mir persönlich macht es gerade in einem Rahmen von Vorträgen, oder so etwas, eher Spaß, vorne zu stehen und die Blicke dann abzufangen. Wenn man sich gut auf etwas vorbereitet hat und vorne steht, ich hab da persönlich eher weniger Probleme mit – im Vergleich zu 70 Prozent der Leute. Wenn sie einen Vortrag halten müssen, wenn die dann vorne stehen, die erst einmal anfangen zu zittern, weil sie nicht wissen, wie andere Leute darauf reagieren könnten. Also das habe ich gar nicht.
Ich bin die Situation absolut gewohnt. Es reicht mir schon, wenn ich in die Stadt gehe. Das ist für mich derselbe Auftritt wie wenn einfach so bei Rewe einkaufen gehe, wie wenn ich einen Vortrag halte. Ist für mich absolut dasselbe wie wenn ich einen Vortrag halte. Nur bei Rewe halte ich keine Selbstgespräche."
Wie würde Gerechtigkeit für Sie aussehen?
Adrian Esper: "Kann ich ehrlich gesagt so keine richtige Antwort drauf geben. Weil ich mich damit nicht wirklich beschäftige, weil ich auch nicht wüsste, wie die absolute Gerechtigkeit auszusehen hat. Ob man sich da an alte Tage wendet und sagt 'Auge um Auge, Zahn um Zahn'. Oder ob man sagt, man muss das auf andere Art und Weise büßen. Je mehr man sich damit auseinandersetzt und je mehr man sich damit beschäftigt und das in sich hineinfrisst, desto eher bringt man sich selber auf den Weg, auf den man gebracht werden soll und der halt auch von solchen Anschlägen ausgehen soll und das ist Hass und Angst. Und das ist definitiv der falsche Weg."
Haben Sie in Ihrer Jugend mit Ihrem Aussehen gehadert?
Adrian Esper: "Es gibt ehrlich gesagt nichts, warum man nicht selbstbewusst sein sollte und warum man nicht selbstbewusst auf Dinge zurückgucken kann. Selbst früher als Kind, als ich extrem eingeschränkt war in Bewegungen und sich das dann irgendwann gelöst und gelockert hat, hab ich mich darüber motiviert. Dass immer wieder mehr geht. Dass ich immer wieder an eine Stelle komme, wo ich sage: „Jetzt geht wieder alles uneingeschränkt.“ Selbst das sind extreme Erfolge, die für einen anderen vielleicht gar nicht mal so groß sind. Aber für einen selber – wenn man sich das mal so vor Augen führt – schon ziemlich weltbewegend sind. Und darüber kann man sich extrem gut selber motivieren. Das ist eine Seite, damit muss man klarkommen, aber die verändert sich halt einfach nicht. Damit muss man sich zufrieden stellen. Ich hab mich dann lieber für die schönere Seite entschieden, die Dinge schöner zu betrachten. Vielleicht auch manchmal schöner als sie sind. Aber das bringt einen definitiv weiter."
Im Laufe seines Lebens hat Adrian sich über 60 Operationen unterzogen. 20 davon allein im Jahr nach dem Anschlag. Der 20-Jährige studiert heute Psychologie in Hannover. Er möchte anderen Terror-Überlebenden dabei helfen, ihre Traumata zu bewältigen.