Razzien Zwei mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder festgenommen

Die Polizei hat zwei mutmaßliche Mitglieder der Terrororganisation Al Kaida festgenommen. Die beiden Verdächtigen sind bei Razzien in Mainz und Bonn ins Netz gegangen. Laut Generalbundesanwalt Kay Nehm wollten sie offenbar Nuklearmaterial besorgen.

Die Polizei hat am Sonntag mit der Festnahme zweier Männer in Mainz offenbar ein im Auftrag der Extremistengruppe Al-Kaida geplantes Selbstmordattentat im Irak verhindert. Eines der beiden mutmaßlichen Mitglieder des Netzwerkes habe zudem Nuklearmaterial besorgen sollen.

Es handele sich um einen 29 Jahre alten Iraker und einen 31jährigen staatenlosen Palästinenser aus Libyen, sagte Generalbundesanwalt Kay Nehm am Sonntag vor Journalisten. Den bei Durchsuchungen verhafteten Männern werde Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Der Iraker sei ein hochrangiges Mitglied der Al-Kaida und habe auch Kontakt zu dem Moslemextremisten Osama bin Laden gehabt. Er habe Nuklearmaterial besorgen und Selbstmordattentäter rekrutieren sollen. Den Palästinenser habe er zu einem Attentat im Irak überreden können. "Genaueres zu dem Anschlag wissen wir nicht, aber er wäre wohl nach den üblichen Mustern abgelaufen", sagte Nehm. Einige Tage vor Beginn der eigentlichen Vorbereitungen habe die Polizei jetzt zugegriffen.

Wofür das Uran?

Der Iraker habe zudem 48 Gramm hochangereichertes Uran, das in Händen einer Luxemburger Gruppe gewesen sei, an Al-Kaida vermitteln sollen. "Das Material als solches hat nicht über das Gefährdungspotenzial verfügt, als dass man damit unmittelbar etwas anfangen könnte", sagte Nehm. Wohin das Uran geschickt werden sollte und wozu es bestimmt war, sei bislang unbekannt.

"Keine eigene Al-Kaida-Zelle" "Aufgrund ihrer Vorgeschichte sind beide sind als Mitglieder der Al-Kaida anzusehen", sagte Nehm. Es lägen keine Erkenntnisse darüber vor, dass sie eine eigenständige Al-Kaida-Zelle in Deutschland gegründet oder dass hier ein Attentat geplant hätten. Die beiden würden Montag dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt, der dann über die Haftbefehle entscheide. Bei Durchsuchungen von vier Wohnungen in Mainz und Bonn sei umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt worden. Die Männer hätten sich ohne Gegenwehr festnehmen lassen. Einer der beiden habe Medizin studiert.

Der Palästinenser war der Polizei den Angaben zufolge schon 1999 und bei einer der Rasterfahndung nach den US-Attentaten 2001 aufgefallen. Bei 2002 begonnenen Ermittlungen der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft wegen Schleusungen von Ausländern sei Material gefunden worden, das die enge Verbindung zu Al-Kaida beweise.

Iraker wollte selbst den Märtyrertod sterben

Der Iraker, dessen Name mit Ibrahim Mohamed K. angegeben wird, sei die zentrale Figur, sagte Nehm. Er habe Kontakte zum Al-Kaida-Führungskader gehabt, darunter auch zu Ramzi Binalshibh, dem mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge in den USA am 11. September 2001. Er sei vor den Anschlägen in den USA in Ausbildungslagern der Al-Kaida in Afghanistan gewesen und habe sich nach dem Attentat an Kämpfen des Netzwerkes gegen US-Militärs beteiligt. Mit einem deutschen Reisepapier sei er 2002 nach Deutschland eingereist. Er habe selbst als Selbstmordattentäter den Märtyrertod sterben wollen, sei aber von der Al-Kaida-Führung zu anderen Aufgaben bestimmt worden.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Finanzierung durch Versicherungsbetrug

Der Palästinenser habe nach seiner Rekrutierung im September 2004 eine Deutsche geheiratet und zur Absicherung seiner Familie und zur Finanzierung des Anschlags Lebensversicherungen in Höhe von über 830.000 Euro abgeschlossen, sagte Nehm. Bei einer in den nächsten Tagen geplanten Ägyptenreise habe mit einem Verkehrsunfall sein Tod fingiert werden sollen. Über Bestechung sollte dort das Sterbepapier besorgt werden. Danach habe er untertauchen und sich auf das Attentat vorbereiten wollen. Der Großteil des mit dem Versicherungsbetruges erwirtschafteten Geldes sei für den weltweiten Dschihad, also den Heiligen Krieg, bestimmt gewesen.

Reuters
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