Nach Selbstmordattentat in Afghanistan Obama gerät an der "Terrorfront" weiter unter Druck

Der Tot von sieben CIA-Agenten durch ein Selbstmordattentat eines Doppelagenten in Afghanistan setzt US-Präsident Barack Obama an der Heimatfront unter Druck.

Der Tod von sieben CIA-Agenten in einem Lager in Afghanistan war geradezu blauäugig, so scheint es. Die CIA-Männer hatten einen Informanten, der al-Kaida-Top-Terroristen die "Nummer zwei" Eiman al-Sawahiri ans Messer liefern sollte, ohne Kontrollen ins Lager gelassen. Der Mann sprengte sich selbst in die Luft und riss die CIA-Leute mit sich - er handelte sich um einen Doppelagenten.

Das Debakel beweist nach Ansicht der "New York Times" den "Über- Optimismus" der CIA-Geheimdienstler bei der Unterwanderung El Kaidas. Das andere Problem der Dienste sei die Laxheit bei der Bewertung und Zusammenführung vorliegender Informationen über das Flugzeugattentat, was bei Detroit 300 Passagieren beinahe das Leben gekostet hätte.

Experten wissen: Es ist das altbekannte Problem der US-Geheimdienste. Es mangelt nicht an Informationen über geplante oder bevorstehende Anschläge - doch irgendwie bleiben die Warnungen und Hinweise im Dickicht der diversen Informationsstränge und der verschiedenen Dienste hängen. Schon im Vorfeld der Anschläge vom 11. September 2001 waren Hinweise und Tipps auf unverzeihliche Art versandet - mit katastrophalen Folgen.

Obama weiß, er muss handeln. Seit dem vereitelten Flugzeug- Attentat wirkt er wie ein Getriebener. Mehrmals hat er schon Reformen der Geheimdienste angemahnt. "Ich möchte, das diese Reformen sofort umgesetzt werden, damit so etwas nicht mehr geschehen kann und wir künftige Anschläge verhindern können." Doch von personellen Konsequenzen, die Obama noch kürzlich ins Aussicht gestellt hatte, ist keine Rede mehr. Warum zaudert Obama? Angeblich hat keiner der Geheimdienst-Chefs beim "Sicherheits-Gipfel" seinen Rücktritt angeboten.

Schon bringt sich die Opposition in Stellung. Dick Cheney, der Ex- Vize unter George W. Bush, geht schon zum Angriff über. Das Standardargument der Republikaner: Unter ihrer Herrschaft habe es seit dem 1. September 2001 keinen Terroranschlag mehr gegeben. Die Politik Obamas, Folter abzuschaffen, Guantánamo zu schließen und die Militärtribunale zu beenden, sei schlichtweg unverantwortlich. "Es gefährdet das Leben von Amerikanern", so Cheney.

Obama steht unter Druck. Seine Entscheidung, künftig keine weiteren Guantánamo-Häftlinge aus dem Jemen in ihre Heimat zu überstellen, geht durchaus in Richtung der republikanischen Forderungen. Niemand kann ausschließen, dass die Entlassenen sich im Jemen El Kaida anschließen. Zwar sagt Obama, er wolle an der Schließung Guantánamos festhalten - doch wann das geschieht, steht immer mehr in den Sternen. Eines seiner wichtigsten Wahlversprechen gerät ins Wanken.

DPA
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