"Mein erster Gedanke war: Da hat ein Idiot sich einen Spaß erlaubt und einen großen Silvesterböller geworfen, um Panik zu erzeugen", so beschrieb Werner Finsterer den Moment, als er am späten Sonntagabend einen lauten Knall hörte. Seit ein paar Stunden schenkte er zu diesem Zeitpunkt bereits Wein und Sekt beim Musikfestival "Ansbach Open" aus. Sein zweiter Gedanke war: "Hoffentlich ist es kein Anschlag", verriet er im Gespräch mit "Spiegel Online".
Doch seine Hoffnung war vergeblich. Um 22.10 Uhr sprengte sich Mohammad D. vor dem Eingang zum Festival-Gelände mit einer Bombe in die Luft. Es ist nur einer glücklichen Fügung zu verdanken, dass es dem Flüchtling aus Syrien nicht gelang, jemanden mit in den Tod zu reißen. Sicherheitskräfte hatten dem Attentäter den Zutritt zum Festival verwehrt, weil er keine Karte hatte.
An einem Tisch mit dem Ansbach-Attentäter
Claudia Frosch befand sich zum Zeitpunkt der Explosion gerade mal drei Meter von Mohammad D. entfernt. Sie saß mit ihren beiden Freundinnen in dem Weinlokal, vor dem der Syrer den Anschlag verübte. Nur durch ein Wunder erlitten sie nur ein paar Schnittwunden, berichtet "Nordbayern.de", der Onlinedienst der "Nürnberger Nachrichten" und der "Nürnberger Zeitung".
Kurz vor dem Anschlag saß Frosch noch mit Mohammad D. an einem Tisch. "Er war ein ganz, ganz hübscher Mann", sagte sie im "Arte Journal". "Ganz gut angezogen. Man hätte sowas niemals gedacht."
"Das Verhalten der Zuschauer war vorbildlich"
Als die Bombe explodierte, befand sich Burkhard Baumann 50 Meter von dem Tatort entfernt. "Es hat ein bisschen verbrannt gerochen wie bei einem Chinaböller", berichtete er gegenüber "Spiegel Online". Als ehrenamtlicher Helfer war er auf dem Festival zugegen. Ihm zufolge verbreitete sich zunächst das Gerücht, dass es eine Gasexplosion gegeben habe. Doch dann seien Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr angerückt. "Ein Polizist ist mit Maschinenpistole im Anschlag hergerannt", erzählte er.
Schon bald verbreitete sich auf dem Festivalgelände die Information, dass ein Sprengsatz gezündet worden war. Glücklicherweise kam es zu keiner Panik. Sänger Meyle unterbrach sein Konzert und bat die Besucher, das Gelände zu verlassen. Auf Facebook bedankte sich der Künstler beim Veranstalter, der Polizei und dem Security-Team für das professionelle Verhalten. "Aber auch das ruhige Verhalten der Zuschauer war vorbildlich", schrieb er.