Die irakische Al-Kaida bekannte sich zu den Taten und erklärte, sie habe aus Rache für die jüngste Offensive gegen die Rebellen im Land eine landesweite Serie von Selbstmordattentaten vorbereitet. Allein im Bagdader Schiiten-Viertel Kadhimija starben 114 Menschen und wurden mehr als 156 verletzt. Der Anschlag war der folgenschwerste seit Beginn des Irak-Kriegs vor zweieinhalb Jahren. In dem Stadtbezirk waren zudem erst vor kurzem mehr als tausend Menschen bei einer Massenpanik ums Leben gekommen.
Im Laufe des Vormittags sprengten vier Selbstmordattentäter in verschiedenen Teilen Bagdads ihre Fahrzeuge in die Luft. Einer der Anschläge galt einer Streife der irakischen Armee, ein anderer wurde vor dem Büro eines schiitischen Geistlichen verübt. Ein weiterer Selbstmordattentäter zündete seinen Sprengsatz im Norden der irakischen Hauptstadt in die Luft und tötete elf Menschen, die anstanden, um Benzinkanister aufzufüllen.
In einem Vorort nördlich von Bagdad erschossen Rebellen zudem 17 Schiiten, die sie mitten in der Nacht aus ihren Häusern gezerrt hatten. „Die Bomben sind in ganz Bagdad explodiert. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass all diese Angriffe koordiniert waren“, sagte ein Vertreter der Polizei.
In Kadhimija lockte der Selbstmordattentäter Tagelöhner mit vermeintlichen Arbeitsangeboten zu seinem Kleinbus, bevor er seinen Sprengsatz zündete. "Wir sind zusammengelaufen und plötzlich ging das Auto in die Luft und alles war in Feuer, Staub und Dunkelheit getaucht", sagte einer der Arbeiter, der den Anschlag am frühen Morgen überlebte.
"Es regnete Blut"
Die Bombe war Angaben aus dem Innenministerium zufolge 220 Kilogramm schwer. Sie zerfetzte die Menschen in der Luft. "Es regnete Blut", sagte einer der Überlebenden. Tote und Verletzte fielen neben brennende Autos. Freiwillige karrten die Opfer auf Holzpritschen zum Krankenhaus, das binnen kurzem überfüllt war. Die Verletzten mussten teilweise auf dem Boden behandelt werden. Sie lagen in riesigen Blutlachen und stöhnten vor Qual.
Es war dieselbe Klinik, in der die ebenfalls mehrheitlich schiitischen Opfer der Massenpanik behandelt worden waren. Sie war unter Pilgern ausgebrochen, nachdem in der Menge das Gerücht eines bevorstehenden Attentats umgegangen war. Der folgenschwerste Anschlag seit Beginn des Krieges wurde im Februar in Hilla südlich von Bagdad verübt. Damals wurden 125 Menschen getötet.
Die von Schiiten dominierte Regierung des Landes wirft den mehrheitlich sunnitischen Rebellen vor, die schiitische Bevölkerungsmehrheit gezielt anzugreifen und einen Bürgerkrieg auslösen zu wollen. Die neu aufgestellte Armee des Landes hat in den vergangenen Tagen in Tal Afar im Norden des Landes 157 Rebellen getötet und 440 weitere gefangen genommen.
Mohammed Ramahi/Reuters