Einen Tag nach den verheerenden Bombenanschlägen im Norden Nigerias ist die Zahl der Toten auf mindestens 180 angestiegen. Dies berichteten Zeugen in den Krankenhäusern. Mediziner rechnen mit weiteren Opfern. Die Angriffe galten nach offiziellen Angaben vor allem Polizeirevieren und anderen öffentlichen Einrichtungen.
Bei den Opfern handelt es sich nach Behördenangaben um Polizisten, andere Sicherheitskräfte, Häftlinge in den angegriffenen Polizeistationen sowie Zivilisten. Über die Zahl der Verletzten wurden zunächst nichts bekannt. Die Behörden verhängten am Freitagabend eine 24-stündige Ausgangssperre über Kano.
Ziele der koordinierten Serie von Anschlägen am Freitagnachmittag waren das Polizeihauptquartier sowie drei weitere Polizeistationen in der zweitgrößten Stadt Nigerias im Norden des Landes. Die radikalislamische Sekte Boko Haram bekannte sich telefonisch bei mehreren nigerianischen Medien zu den Anschlägen und bezeichnete sie als "Vergeltungsmaßnahmen" nach jüngsten Verhaftungen von Mitgliedern der Terror-Organisation.
Nigeria leidet unter islamistischer Sekte
Augenzeugen berichteten nach den Anschlägen von Chaos und Panik in vielen Teilen der Stadt. Bilder des nigerianischen Fernsehens zeigten brennende Häuser.
Die Lage in Nigeria ist derzeit äußerst angespannt. Bei Angriffen von Boko Haram auf Christen im Norden wurden seit den Weihnachtstagen dutzende Menschen getötet. Nigeria ist mit 160 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. Der Norden des westafrikanischen Landes ist mehrheitlich von Muslimen bewohnt, während im ölreichen Süden die Christen in der Mehrheit sind.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die Anschläge als "große Gefahr für den inneren Frieden" in Nigeria. "Alle Verantwortlichen sind dringend aufgerufen, das Recht auf freie Religionsausübung und religiöse Toleranz entschieden zu verteidigen", erklärte er am Samstag in Berlin. Extremistengruppen müsse "so schnell wie möglich das Handwerk gelegt werden".