Nachdem US-Präsident Donald Trump das Dekret zum Einreisestopp aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern unterzeichnet hatte, brach nicht nur in den USA ein Proteststurm los. Auch aus Europa kam viel Kritik. Bundeskanzlerin Merkel und andere führende europäische Politiker sprachen von einem "Generalverdacht" gegenüber Muslimen, der humanitärer Politik widersprechen würde. In Deutschland vergeht seither kein Tag in der öffentlichen Debatte und den sozialen Medien, in dem das umstrittene Dekret nicht als rassistisch gebrandmarkt wird. Eine Mehrheit scheint Trumps Politik abzulehnen. Aber ist das wirklich so?
Der britische Think Tank Chatham House hat Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die eine andere Stimmungslage vermuten lässt. Die Zahlen sind bemerkenswert und ernüchternd für alle Trump-Kritiker. Demnach unterstützt eine Mehrheit von 55 Prozent in den großen EU-Ländern eine restriktive Politik gegenüber Muslimen in der Art Trumps. Nur in zwei Staaten gab es dafür keine Mehrheit. Für die Erhebung wurden 10.000 Menschen in zehn EU-Staaten befragt. Und: Die Umfrage fand statt, bevor Donald Trump den Einreistopp verhängte. Die Befragten wurden mit der Aussage konfrontiert: "Jede weitere Immigration aus überwiegend muslimischen Ländern sollte gestoppt werden". Sie sollten anschließend angeben, bis zu welchem Grad sie dieser Aussage zustimmen.
Auch in Deutschland Mehrheit für restriktivere Politik
Auch in Deutschland gibt es eine Mehrheit von 53 Prozent gegen eine weitere Einwanderung von Muslimen. Für Polen ermittelte die Umfrage in dieser Frage sogar 71 Prozent Zustimmung, für Österreich 65 Prozent, für Ungarn 64 Prozent und für Frankreich 61 Prozent. Nur in Spanien (41 Prozent) und in Großbritannien (47) gab es keine mehrheitliche Zustimmung. Umgekehrt überschritt in keinem der zehn Länder die ausdrückliche Zustimmung für eine weitere Immigration von Muslimen die Marke von 32 Prozent.
Weitere Ergebnisse bestätigen Umfrage-Trends, die man vom Brexit und auch von der US-Präsidentenwahl kennt. Die Skepsis gegenüber Muslimen ist unter älteren Menschen größer als bei den Befragten, die unter 30 Jahren alt sind. Das Gleiche gilt für den Stadt-Land-Gegensatz. Auf dem Land ist man eher gegen eine weitere Einwanderung von Muslimen, in Großstadtquartieren findet sich dafür keine Mehrheit. Ähnliches gilt für den Unterschied zwischen Akademikern und Nicht-Akademikern. Die Zustimmung für eine harte Einwanderungspolitik liegt bei Menschen mit Studienabschluss bei unter 50 Prozent, während sie bei Nicht-Akademikern eine Mehrheit hat.