2020 stehen die nächsten Präsidentschaftswahlen in den USA an. Und für die Demokraten könnten sie zu einem Fiasko werden. Denn von geeigneten Kandidaten fehlt bislang jede Spur. Ins Gespräch für das höchste Amt haben sich etwa der ehemalige Bürgermeister von New York Michael Bloomberg oder der Ex-Justizminister Eric Holder gebracht. Doch sie sind so langweilig wie unbeliebt. Auch Chelsea Clinton, die Tochter von Bill Clinton, erwägt eigenen Angaben zufolge eine Kandidatur. Doch ihr haftet der Beigeschmack der Klüngelei wohl noch mehr an als ihrer Mutter Hillary Clinton. Nun zeichnet sich am Horizont eine weitere mögliche Kandidatur ab, die aber genauso wenig erfolgsversprechend scheint wie die anderen: Michael Avenatti, der Anwalt der Pornodarstellerin Stormy Daniels, spielt mit dem Gedanken, in die Fußstapfen von Donald Trump zu treten.
"Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich antreten werde", sagte Avenatti der US-Zeitung "Business Insider". Aber die Demokraten hätten ihn mit offenen Armen empfangen, sagte er nach dem Sommertreffen des Democratic National Committee, wo er sich mit Parteifunktionären getroffen hatte. "Ich bin zuversichtlicher als je zuvor", lautete sein Fazit.
Ob er antritt oder nicht, weiß Avenatti zwar angeblich noch nicht, aber am Montag veröffentlichte er ein erstes Standpunktpapier. Das Dokument trägt den Titel "Was ich glaube". Darin legt der Anwalt seine Positionen zu zahlreichen Themen dar, etwa zum Klimawandel, der Strafrechtsreform, den Steuern oder dem Gesundheitssystem. Im Allgemeinen entsprechen Avenattis Ansichten den Grundsätzen der Demokraten. "Der Klimawandel ist eine dringende Bedrohung. Ich glaube, Amerika sollte eine führende Rolle spielen und mutige Schritte zur Bekämpfung des Klimawandels ergreifen, einschließlich der Wiederaufnahme des Pariser Abkommens", heißt es etwa in dem Papier.
Neue Vorwürfe gegen Kavanaugh
Damit bringt sich Avenatti einmal mehr als der Anti-Trump ins Spiel. In den vergangen Wochen hat er sich zum Gegner des Präsidenten stilisiert. Seit Anfang des Jahres vertritt der 47-Jährige die Porno-Darstellerin Daniels, die mit bürgerlichem Namen Stephanie Clifford heißt. Diese behauptet, 2006 mit Donald Trump Sex gehabt und von ihm Schweigegeld erhalten zu haben. Das Geld soll Trump aus Wahlkampfspenden entnommen haben. Clifford liefert sich - vertreten durch Avenatti - heftige juristische Kämpfe mit dem Präsidenten in dieser Frage. Trump bestreitet die Affäre.
Nun kommen aber noch weitere Anschuldigungen hinzu. Dieses mal nicht gegen Trump selbst, jedoch gegen seinen Wunschkandidat für den Supreme Court, Brett Kavanaugh, und dessen Schulfreund Mark Judge, die derzeit mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung zu kämpfen haben. Avenatti twitterte in der Nacht zu Montag, er vertrete eine weitere Frau, die "glaubwürdige Informationen" gegen die beiden habe. Es gehe dabei um Hauspartys Anfang der 80er-Jahre, bei denen Kavanaugh, Judge und andere daran beteiligt gewesen seien, Frauen mit Alkohol abzufüllen oder unter Drogen zu setzen, damit diese Frauen dann von mehreren Männern hintereinander missbraucht werden konnten. Der US-Senat müsse Kavanaugh dazu befragen, forderte Avenatti und erklärte, in den kommenden Tagen werde er dem Senatsausschuss und der Öffentlichkeit Belege für die Beschuldigungen präsentieren.

Michael Avenatti im Fokus der Medien
Bevor Avenatti den Fall Daniels übernahm, waren seine größeren Fälle vor allem Sammelklagen gegen große Konzerne wie die Kimberly-Clark Corporation und die National Football League - dabei blieb er aber weitgehend unbekannt. Die Affäre rund um die Pornodarstellerin beschert ihm aber nun bereits seit einem halben Jahr mediale Aufmerksamkeit. Und die scheint Avenatti für den Start einer politischen Karriere nutzen zu wollen. Unermüdlich tingelt er durch die Shows des amerikanischen Fernsehens. Bei dem konservativen Sender Fox News ist er bereits als "creepy porn laywer" verschrien, "gruseliger Porno-Anwalt" also. Doch das nimmt Avenatti offenbar in Kauf.