Ein Thema zieht sich sehr deutlich durch die Autobiografie "Becoming - Meine Geschichte" von Michelle Obama, die seit diesem Dienstag im Handel ist: Rassismus. Offener Rassismus, den ihre Familie und sie selbst erlebt haben – wenn ihr Bruder Craig auf einem neuen Fahrrad von der Polizei angehalten wird, weil diese ihn verdächtigt, es gestohlen zu haben. Oder wenn die Mutter einer Kommilitonin von Michelle in Princeton veranlasst, dass ihre Tochter ein neues Zimmer bekommt, um nicht im Raum mit einer Schwarzen schlafen zu müssen.
An der Uni hatte Michelle Obama kaum weiße Freunde
Und sie erzählt von der indirekten Benachteiligung, die auch durch gut gemeinte Initiativen nicht verändert werden kann. In Princeton, so schreibt sie, habe sie fast ausschließlich schwarze Freunde gehabt oder Freunde aus anderen Minderheiten: "Ich nehme an, dass es dem Rektorat in Princeton nicht gefiel, wie die Studierenden nicht-weißer Hautfarbe größtenteils unter sich blieben. Man hegte wohl die Hoffnung, dass wir uns in heterogener Harmonie alle mischen und so die Qualität des Studentenlebens durch die Bank verbessern würden. Das ist ein ehrenwertes Ziel (...) Aber selbst heute, wo weiße Studenten an den Colleges nach wie vor den größten Anteil bilden, wird die Last der Assimilation den Angehörigen der Minderheiten aufgebürdet. Meiner Erfahrung nach ist das ganz schön viel verlangt."

Michelle Obama beschönigt nichts. Die Vereinigten Staaten haben ein Rassismusproblem. Und sie weiß darum. Zwei Amtszeiten eines schwarzen Präsidenten haben daran nichts geändert. Im Gegenteil: Die Trump-Zeit ist ein absoluter Rückschritt. Auch das beschreibt Michelle Obama.
Michelle Obama wird 60 – Bilder aus dem Leben der einstigen First Lady wider Willen

"Als ich nun zum dritten Mal bei einer Amtseinführung auf der Bühne vor dem Kapitol saß, musste ich sehr um Beherrschung ringen. Von der pulsierenden Vielfalt (...) war nichts mehr zu spüren, und an ihre Stelle war eine Art mutlose Einförmigkeit getreten, die typische, weiß und männlich dominierte Szenerie, die ich im Leben schon so oft gesehen hatte. (...) Und als mir das klar wurde, passte ich meine eigene Optik entsprechend an: Ich gab mir keine Mühe mehr zu lächeln."
