Nahost Israels Ultimatum läuft ab

Die Krise in Nahost spitzt sich zu. Im Streit um den verschleppten israelischen Soldaten läuft heute eine Frist ab, die die Israelis den Palästinensern - und vor allem der Hamas - gesetzt haben. Sie drohen mit einem Militärschlag.

Im Nahen Osten spitzt sich die Krise um den entführten israelischen Soldaten zu. Am Dienstag läuft ein Ultimatum ab, das Israel den Palästinensern gesetzt hat. Bis dahin soll der in einer Kommandoaktion an der Grenze zum Gazastreifen entführte Soldat freigelassen sein. Andernfalls droht den Palästinensern eine Strafaktion der Armee im Gazastreifen, aus dem Israel 2005 nach jahrzehntelanger Besatzung abgezogen war. Das Militär hat an der Grenze bereits Truppen und gepanzerte Einheiten zusammengezogen. Ministerpräsident Ehud Olmert drohte mit einem "umfassenden und langwierigen Einsatz".

Dabei deutet derzeit nichts auf eine Entspannung der Lage hin. Am Montagabend feuerten radikale Palästinenser nach Informationen der israelischen Armee erneut Raketen auf israelisches Gebiet ab. Dabei seien vier Menschen verletzt worden, hieß es. Zugleich bereiteten sich Palästinenser im Norden des Gazastreifens auf einen Einmarsch der Armee vor, indem sie Straßen mit Erdwällen blockierten.

Kein Austausch des Entführten gegen gefangene Palästinenser

Olmert hat Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas und die radikal-israelfeindliche Hamas-Regierung für den sonntäglichen Angriff auf den Armeeposten verantwortlich gemacht, bei dem auch zwei Soldaten getötet wurden. Die Kommandoaktion war im Morgengrauen von einer Extremisten-Gruppe ausgeführt worden, zu der auch Mitglieder der Hamas-Miliz gehörten. Mehrere radikale Palästinenser-Gruppen erklärten, der entführte 19-jährige Soldat sei nicht in ihrer Gewalt. Zugleich stellten sie Forderungen an Israel.

Olmert lehnte den Austausch des Entführten gegen gefangene Palästinenser ab. Das Sicherheitskabinett Olmerts hatte eine "harte Antwort" auf den Angriff beschlossen. Der Regierungschef steht unter enormen Druck, die Gewalt einzudämmen, die seit dem Abzug Israels aus dem Gazastreifen verstärkt den Alltag bestimmt.

Internationaler Druck wächst

Auch der Druck auf die Palästinenser wächst. Die US-Regierung und die Vereinten Nationen (Uno) forderten am Montag die sofortige Freilassung des Soldaten und äußerten zugleich Besorgnis über eine weitere Eskalation. US-Außenministerin Condoleezza Rice telefonierte mit Abbas. Dieser habe versichert, dass auch er die Freilassung des am Sonntagmorgen verschleppten Soldaten wolle. Rice habe klar gemacht, dass die Palästinenserführung alle gewaltsamen Aktionen stoppen müsse.

Uno-Generalsekretär Kofi Annan äußerte sich bestürzt über die Zuspitzung der Gewalt im Gazastreifen. Er verfolge die Entwicklung der jüngsten Ereignisse sehr genau, sagte Annan am Montagabend in New York. Vor allem sei er beunruhigt über den Angriff militanter Palästinenser auf israelisches Gebiet, bei dem der Soldat entführt wurde.

DPA · Reuters
Reuters/DPA