Nach dem Gefangenenaustausch mit Israel hat der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz, Scheich Hassan Nasrallah, die Entführung weiterer israelischer Soldaten angedroht. Bei der Heimkehr von 21 Libanesen aus Israel versprach Nasrallah am Donnerstag in Beirut, keinen (arabischen) Gefangenen in Israel zurückzulassen. Zuvor hatte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon die militanten Organisationen vor weiteren Entführungen gewarnt.
Trauer in Israel
Nach der Ankunft der sterblichen Überreste von drei israelischen Soldaten fand am Donnerstagabend auf dem Flughafen von Tel Aviv eine militärische Ehrenzeremonie statt. Der ebenfalls ausgetauschte Geschäftsmann Elchanan Tennenboim, der nach Medienberichten im Rahmen krimineller Geschäfte in den Libanon gelockt wurd, wurde nach seiner Ankunft in Israel von seiner Familie und seinem Anwalt begrüßt.
Heldenempfang in Beirut
In Beirut wurde den 21 aus israelischer Haft heimgekehrten Libanesen ein Heldenempfang bereitet. Die gesamte Staatsführung und Hisbollah-Chef Scheich Hassan Nasrallah begrüßten die Freigelassenen, darunter Mustafa Dirani, ein führendes Mitglied der schiitischen Amal-Miliz, und der Hisbollah-Führer Scheich Abdel Karim Obeid schiitischen Extremisten.
Neuer Anschlag
Unweit von Scharons Amtssitz in Tel Aviv sprengte sich am Morgen ein 24- jähriger Palästinenser in einem Bus in die Luft. Außer dem Attentäter starben zehn Menschen. Mehr als 50 Fahrgäste und Passanten wurden verletzt. Wenig später bekannten sich die Al-Aksa-Brigaden, die zur Fatah-Organisation von Jassir Arafat gehören, zu dem Anschlag. In einer Videoaufzeichnung erklärte der Täter, seine Aktion sei ein Racheakt für die Tötung von neun Palästinensern in Gaza.
Vermittlung durch Deutschland
Die Vereinbarung zwischen Israel und der Hisbollah war unter monatelanger Vermittlung des Geheimdienstkoordinators im Kanzleramt, Ernst Uhrlau, zu Stande gekommen. Auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn hatten israelische Gesandte die Leichen der drei Soldaten sowie Tennenboim übernommen, die zuvor von der Hisbollah übergeben worden waren. Sie waren gegen in Köln gegen etwa 30 von Israel freigelassene Araber getauscht worden. Zudem entließ Israel mehr als 400 Palästinenser aus dem Gefängnis und übergab die Leichen von rund 60 getöteten Hisbollah-Kämpfern.