Inmitten einer Regierungskrise feiert die niederländische Königin Beatrix am Freitag ihr 30-jähriges Thronjubiläum. Mehr denn je ist die 72-Jährige ihren Untertanen ein Symbol für die Einheit ihres Landes. Die Feiern werden an diesem "Königinnentag" aber eher verhalten ausfallen, nachdem ein Attentäter bei der Parade im vergangenen Jahr in Apeldoorn sieben Menschen und sich selbst getötet hatte.
"Beatrix ist ein Symbol der nationalen Einheit. Das ist ihre Rolle als Königin", sagt der niederländische Schriftsteller und Adelsexperte Han van Bree. "Es ist den Leuten wichtig zu wissen, dass jemand sich um die Stabilität des Landes kümmert." Nachdem die Mitte-links-Regierung im Februar über die Frage der militärischen Präsenz in Afghanistan stürzte, gilt ein Rückzug der Monarchin ins Private vor den Wahlen im Juni als unwahrscheinlich. Vor einem Jahr um diese Zeit war noch darüber spekuliert worden, dass Beatrix am Königinnentag 2009 zugunsten ihres Sohnes Willem-Alexander abdanken könnte.
Doch in "solch turbulenten Zeiten" werde sich die Monarchin nicht zurückziehen, ist Van Bree sicher. Grund ist auch der der Popularitätsknick von Kronprinz Willem-Alexander: Nach einer Meinungsumfrage vom Januar büßte der 43-Jährige bei seinem Volk vor allem wegen der Kontroverse um seine geplante Luxusvilla im afrikanischen Mosambik deutlich an Vertrauen ein. Eine überwältigende Mehrheit der Niederländer wolle, dass Beatrix Königin bleibe, heißt es in der Studie des Instituts TNS Nipo. Die Hälfte der Befragten ist demnach der Meinung, dass 2013 ein gutes Jahr für eine Machtübergabe sei - also zum 75. Geburtstag der Königin.
In der niederländischen Politik spielt die Monarchin eine wichtige Rolle. Sie ernennt nicht nur den so genannten Formateur, der nach Parlamentswahlen mögliche Koalitionen erörtert und das Kabinett bildet. Die Königin unterschreibt auch Gesetze und führt den Vorsitz im Staatsrat, der die Regierung bei der Gesetzgebung berät. Gleichzeitig ist der Staatsrat das höchste Verwaltungsgericht des Landes.
Beatrix gilt als bescheiden, ernsthaft und perfektionistisch. In den vergangenen drei Jahrzehnten gab sie der Monarchie ein modernes, leistungsfähiges Image. "Wenn die Niederlande Präsidentenwahlen abhielten, würde Beatrix locker gewinnen", sagt der niederländische Historiker Han van den Horst. Als "Geschäftsführerin der Niederlande" strahlt sie in ihren tadellos gebügelten, praktischen Kleidern und Kostümen eine geradezu gutbürgerliche Aura aus. Ihr Markenzeichen ist die helmartige Frisur, die keiner ihrer zahllosen, oft extravaganten Hüte aus der Form bringen kann.
Im Gegensatz zum eher unauffälligen Regierungsstil ihrer Mutter Juliana wollte sich Beatrix nicht darauf beschränken, bei Einweihungen Bänder zu zerschneiden. Statt mit "Madame" wie ihre Mutter lässt sie sich mit "Ihre Majestät" ansprechen. In ihrer Regentschaft verwandelte Beatrix eine der königlichen Residenzen in Den Haag in einen "Arbeitspalast". Dort erörtert sie bei wöchentlichen Treffen mit dem Ministerpräsidenten Regierungsangelegenheiten.
Wenn die Königsfamilie am Freitag in der südlichen Provinz Zeeland das Thronjubiläum begeht, wird das Blutbad vom April 2009 allgegenwärtig sein: Damals raste ein 38-Jähriger mit seinem Auto in die Menge und riss sieben Zuschauer mit in den Tod. Sein Ziel, den offenen Bus der Königsfamilie, verfehlte er nur knapp.