Kim Yo Jong ist die wohl mächtigste Frau Nordkoreas. Die Schwester des Diktators Kim Jong Un gilt als extrem einflussreich. Seit Jahren fungiert sie als wichtige Beraterin ihres Bruders, der das abgeschottete asiatische Land seit Ende 2011 regiert.
Erhebt Kim Yo Jong ihre Stimme, hört auch die Weltmacht USA zu. Die neue Stellungnahme der Diktatoren-Schwester zum Verhältnis der beiden Staaten dürfte den Amerikanern sehr missfallen. Denn ihre Worte klingen nicht gerade nach Entspannung.
In diesem am Dienstag von den staatlich kontrollierten Medien zitierten Statement greift Kim Yo Jong die Vereinigten mit scharfen Worten an: Die Regierung des neuen US-Präsidenten Joe Biden wolle "den Geruch von Schießpulver über unserem Land verbreiten", sagte Kim Yo Jong nach Angaben der Zeitung "Rodong Sinmun". "Falls sie in den nächsten vier Jahren in Frieden schlafen will, hätte sie besser davon abgesehen, als ersten Schritt Stunk zu machen", wird Kim zitiert.
Derzeit kein Kontakt zwischen Nordkorea und den USA
Die Bemühungen der Biden-Regierung, mit der nordkoreanischen Führung in Kontakt zu treten, blieben nach Angaben aus Washington bislang ohne Erfolg. Es habe seit "gut einem Jahr" trotz "mehrfacher" Kontaktbemühungen keinen "aktiven Dialog" mit Nordkorea mehr gegeben, sagte Bidens Sprecherin Jen Psaki.
Kim Yo Jongs Worte sind die erste öffentliche Äußerung Nordkoreas zu Biden. Sie verurteilte das aktuell laufende Militärmanöver der USA mit Südkorea und warf der Regierung in Seoul vor, den "Marsch des Kriegs" zu spielen.
USA und Südkorea veranstalten gemeinsame Militärübung
Die Streitkräfte der USA und Südkoreas hatten in der vergangenen Woche ein Frühjahrsmanöver in reduziertem Umfang begonnen. Es dauert bis zum Donnerstag. Die Kommandoübung, bei der Computersimulationen im Mittelpunkt stehen, umfasst keine Feldübungen. Auch wurde nach Angaben Südkoreas der Umfang des Manövers unter Berücksichtigung der Corona-Pandemie und der Diplomatie im Streit um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm reduziert.
Experten der Vereinten Nationen berichteten im Februar, dass Nordkorea sein Atomprogramm und die Entwicklung ballistischer Raketen trotz internationaler Sanktionen weiter vorantreibe.
Trumps Entspannungspolitik scheiterte, Atom-Verhandlungen gestoppt
Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte in den vergangenen Jahren mittels direkter Begegnungen mit Machthaber Kim Jong Un auf einen Abbau des nordkoreanischen Atomprogramms hinzuwirken versucht. Das letzte Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim im Februar 2019 in Hanoi scheiterte jedoch, seither lagen die Atom-Verhandlungen beider Länder auf Eis. Auch die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea verschärften sich wieder.
US-Außenminister Antony Blinken und Pentagon-Chef Lloyd Austin waren am Montag zu ihrer ersten Auslandsreise nach Japan und Südkorea aufgebrochen, erste Station der beiden Politiker war Japan. In einem gemeinsamen Kommentar in der "Washington Post" hatten beide Minister zuvor ihre Absicht bekräftigt, "unsere Beziehungen zu Freunden und Partnern wiederzubeleben". Die Koordinierung der Nordkorea-Politik ihrer Länder wird auch ein zentrales Thema bei den Gesprächen Blinkens und Austins mit der südkoreanischen Regierung sein. Beide US-Minister werden am Mittwoch in Seoul erwartet.
Nordkorea fühlt sich provoziert
Nordkorea sieht sich durch die regelmäßigen Militärübungen der USA mit Südkorea provoziert. "Kriegsübungen und Feindseligkeit können niemals mit Dialog und Zusammenarbeit zusammengehen", hieß es in der Erklärung Kim Yo Jongs.
Darin drohte sie auch mit dem Rückzug Nordkoreas aus einem Militärabkommen mit Südkorea von 2018. Dem Nachbarland warf sie "feindseliges Verhalten" vor. Das lasse Pjöngjang keine andere Wahl, als die Existenzberechtigung des für die innerkoreanischen Beziehungen zuständigen Komitees für die friedliche Wiedervereinigung des Landes infrage zu stellen.