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Gute Noten für brave Bürger Überwachung und Erziehung: So funktioniert Chinas "Social Credit System"

China Social Credit System
Polizisten stehen im Juni 2015 aufgebrachten Autofahrern in Guangzhou gegenüber. Diese wehren sich gegen den Verdacht, sie würden illegale Taxis betreiben, indem sie den Verkehr blockieren. Künftig dürfte solch renitentes Verhalten Auswirkungen auf den "Social Score" der Protestierenden haben.
© Stringer / Picture Alliance
Chinas "Social Credit System" ist eine Art Schufa für alle Lebensbelange. Der Grundgedanke: Gutes Verhalten soll belohnt werden, schlechtes Benehmen bestraft. 2020 will die Regierung das Erziehungssystem einführen - so funktioniert es.

Die chinesische Regierung möchte künftig als "vertrauenswürdig" betrachtete Bürger von Vorteilen profitieren lassen, und die "nicht vertrauenswürdigen" unter den 1,4 Milliarden Chinesen stärker disziplinieren. Dafür wird ab 2020 das "Social Credit System" eingeführt, ein umfangreiches Überwachungs- und Erziehungssystem aus Belohnungen und Bestrafungen. 

Jeder Chinese hat in diesem System einen "Social Score", einen Punktestand, der bei allen gleich startet und sich je nach dem sozialem Verhalten des Bürgers erhöht oder absenkt. Sprich: Taten, die von der Obrigkeit als positiv eingestuft werden, führen zu einem höheren Punktestand, als negativ eingestufte Handlungen dagegen zu Punktverlust. 

Bürger, die einen hohen Score erreichen, kommen in den Genuss von Belohnungen und Privilegien, während jene mit wenigen Punkten dem Risiko ausgesetzt sind, quasi zu Bürgern zweiter Klasse degradiert zu werden. Die Regierung betrachtet das System als Werkzeug zur Steuerung der Wirtschaft und Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit. 

  • Bevorzugung bei der Zulassung zu Bildungseinrichtungen und Vergabe von Jobs
  • Erleichterter Zugang zu Krediten und Darlehen
  • Billigerer öffentlicher Nahverkehr
  • Kostenlose Fitnesseinrichtungen
  • Kürzere Wartezeiten im Krankenhaus
  • Schnellere Beförderungen bei der Arbeit
  • Steuervergünstigungen


  • Verweigerung von Lizenzen und Genehmigungen
  • Erschwerter Zugang zu sozialen und öffentlichen Dienstleistungen
  • Ausschluss bei Buchungen von Flügen und Hochgeschwindigkeitszügen
  • Erschwerter Zugang zu Krediten
  • Kein Zugang zum Arbeitgeber Öffentlicher Dienst
  • Kein Zugang zu privaten Bildungseinrichtungen
  • Öffentliche Demütigung im TV, online oder auf öffentlichen Displays; Pflichtklingeltöne warnen bei Anrufen vor einem "unehrlichen Schuldner"


  • Grafik: So steigt oder sinkt der Punktestand im "Social Credit System"

    Das fließt in den "Social Score" ein

    In den Social Score fließen enorme Datenmengen aus vielfältigen Quellen ein: Unter anderem Einträge aus Polizeiakten, sozialen Medien, Finanzdaten, Aufzeichnungen aus Bildungseinrichtungen und von Behörden. Ferner hat das Suchverhalten im Internet Einfluss auf den Punktestand und nicht zuletzt Daten von öffentlichen Überwachungskameras, die per Gesichtserkennung den fraglichen Personen zugeordnet werden können.  

    Produktion/Redaktion stern: Patrick Rösing
    Infografik mit freundlicher Genehmigung der Bertelsmann Stiftung:
    Text Infografik: Bernhard Bartsch, Martin Gottske;
    Infografik: Christian Eisenberg / Infographics Group; 

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