Obama gegen McCain Hitzige Wortgefechte im TV-Duell

Die Wirtschaftskrise in den USA, der Krieg im Irak, die Lage im Iran: Das waren die Themen der ersten TV-Debatte zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und John McCain. Und ein paar Wortgefechte lieferten sie sich dazu auch. Wer den besseren Eindruck hinterlassen hat? Nun ja...

In einer ersten TV-Debatte ohne echte Höhepunkte und ohne klaren Sieger haben die beiden US- Präsidentschaftskandidaten Barack Obama (Demokraten) und John McCain (Republikaner) ihre unterschiedlichen Positionen zum Thema Irak, Iran und in der Wirtschafts- und Finanzpolitik bekräftigt. In der Frage der schweren Finanzkrise wichen beide den Fragen des Moderators nach konkreten Rezepten allerdings aus.

Zum dem 700-Milliarden-Dollar-Rettungsplan für notleidende Banken befragt, sagte Obama: "Wir haben den genauen Wortlaut noch nicht gesehen." McCain bekräftige immer wieder, oberstes finanzpolitische Ziel der Regierung sei die Ausgabenbegrenzung. "Das Wichtigste ist, die (staatlichen) Ausgaben unter Kontrolle zu bringen".

Kommentatoren im US-Fernsehen waren sich uneinig, wer als Sieger aus der Debatte hervorging. Immer wieder versuchte der 72-jährige McCain, seine lange politische Erfahrung zu bekräftigen. "Ich glaube nicht, dass Obama über das notwendige Wissen und die Erfahrung verfügt", sagte er zum Abschluss der Debatte über seinen 47 Jahre alten Kontrahenten. Dagegen verwiesen TV-Beobachter darauf, dass Obama in der 90-minütigen Debatte mehrfach "Senator McCain hat Recht" sagte - dies sei eine klare Schwäche des schwarzen Senators gewesen.

Die Debatte in der Universität von Mississippi in Oxford - die erste von drei Redeschlachten bis zum Wahltag am 4. November - stand im Schatten der schweren Finanzkrise in den USA. US-Medien berichteten, selbst am Abend des Rededuells berieten Demokraten und Republikaner im Kongress in Washington weiter über den 700 Milliarden Dollar schweren Plan zur Rettung für die angeschlagenen Banken.

So betonten beide Kandidaten zwar ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei der Krisenlösung. Obama machte zugleich aber die achtjährige Politik der Regierung von US-Präsident George W. Bush und deren Unterstützung durch McCain für die derzeitige Misere auf den Finanzmärkten mitverantwortlich. "Das waren acht Jahr verfehlter Politik, die von Senator McCain unterstützt wurde." Umfragen zufolge trauen die meisten Amerikaner Obama mehr Kompetenz in der Wirtschaftspolitik zu. Er konnte daher in den vergangenen Tagen wegen der Finanzkrise in den Umfragen deutlich zulegen.

In der Außenpolitik nannte McCain Obamas Plan für einen Abzug der US-Kampftruppen aus dem Irak innerhalb von 16 Monaten "gefährlich". Er hob zugleich die Fortschritte im Irak hervor, die der Demokrat nicht anerkennen wolle. "Er (Obama) weigert sich zuzugeben, dass wir im Irak gewinnen", sagte der Republikaner.

Mehrfach sprach McCain dem sehr viel jüngeren Obama die Kompetenz in Sicherheits- und Außenpolitik ab. "Ich fürchte, Senator Obama kennt nicht den Unterschied zwischen Strategie und Taktik." Obama, der sich gegen diesen Vorwürfe eher schwach zur Wehr setzte, bekräftigte, dass der Irakkrieg von Beginn an ein Fehler gewesen sei und dass er (Obama) ihn von Anfang an abgelehnt habe. Zudem habe der Irakkrieg zu einer Vernachlässigung des Kampfes gegen die Taliban in Afghanistan geführt.

Zum heftigsten Schlagabtausch kam es beim Thema Iran. Obama bekräftigte seine bereits im Vorwahlkampf geäußerte Absicht, sich notfalls auch mit Präsident Mahmud Ahmadinedschad an einen Tisch zu setzen. "Als Präsident werde ich für mich das Recht in Anspruch nehmen, mich mit jeder Person meiner Wahl zu treffen, wenn es der Sicherheit des Landes dient", sagte Obama. McCain nannte dies nicht nur "naiv, sondern auch gefährlich".

Moderator der Debatte war der Journalist Jim Lehrer (74) vom öffentlichen TV-Sender PBS, der bereits viele Präsidentschaftsdebatten geleitet hat. Bis zum Wahltag am 4. November werden Obama und McCain noch zweimal zusammentreffen, auch die beiden Vize-Kandidaten Joe Biden und Sarah Palin werden im Fernsehen debattieren.

DPA
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