In Frankreich hat die erste Runde der Wahlen zur Nationalversammlung begonnen. Fünf Wochen nach der Präsidentenwahl sind die Bürger der zweitgrößten EU-Volkswirtschaft dazu aufgerufen, die 577 Sitze der ersten Parlamentskammer neu zu vergeben. Umfragen zufolge dürfte es einen Machtwechsel geben. Meinungsforscher sehen die Sozialistische Partei um den neuen Präsidenten François Hollande vorn. Voraussichtlich braucht sie für eine absolute Mehrheit aber die Unterstützung anderer linker Parteien.
Der bislang dominierenden UMP werden kaum Chancen auf eine Mehrheit eingeräumt. Die konservativ-rechte Partei war zuletzt ganz auf den abgewählten Präsidenten Nicolas Sarkozy ausgerichtet. Unabhängige kleinere Parteien werden vom Wahlrecht ausgebremst. Sie können nur dann mit Abgeordneten rechnen, wenn sie sich mit einer großen Partei verbünden und wechselseitig Kandidaten in bestimmten Wahlkreisen unterstützen. Umfragen zeigen aber, dass die Mehrheit der Franzosen auch kleinere Parteien wie die Grünen im Parlament repräsentiert sehen will.
Sollte es wie erwartet einen Machtwechsel in der Nationalversammlung geben, könnte das linke Lager nahezu ungehindert die französische Politik bestimmen. In der zweiten Parlamentskammer, dem Senat, hat sie bereits seit dem vergangenen Jahr eine Mehrheit.
Stichwahl findet am 17 Juni statt
Das endgültige Ergebnis wird erst nach der zweiten Wahlrunde in einer Woche feststehen. Um bereits im ersten Wahlgang gewählt zu werden, brauchen die Kandidaten eine absolute Mehrheit in ihrem Wahlkreis. Dies schaffen nur die wenigsten. In den anderen Wahlkreisen gibt es am 17. Juni eine zweite Runde mit all jenen Kandidaten, die mindestens 12,5 Prozent der Stimmen der eingeschrieben Wähler erhielten.
Insgesamt sind rund 46 Millionen Franzosen wahlberechtigt. Die Wahllokale auf dem europäischen Festland öffneten am Sonntagmorgen um 8 Uhr. Die ersten offiziellen Hochrechnungen werden nach Schließung der letzten Wahllokale um 20 Uhr erwartet. Bereits am Samstag wurde in denjenigen Überseegebieten gewählt, die wie die Karibikinseln Guadeloupe und Martinique weit westlich des französischen Kernlandes liegen.