Parteitag der US-Demokraten Obama bittet Amerikaner um Zeit und Geduld

Nein, leicht werden die kommenden Jahre nicht, aber er werde Amerika aus der Krise führen. Barack Obama versprach in seiner Parteitagsrede viel. Und er warnte energisch vor der Wahl Romneys.

Mit dem Versprechen eines Auswegs aus der Krise hat sich US-Präsident Barack Obama in einer kämpferischen Parteitagsrede um eine zweite Amtszeit beworben. "Unsere Probleme können gelöst werden", sagte Obama in der Nacht zum Freitag in Charlotte. Unter dem Jubel seiner Anhänger nahm der Präsident die Nominierung der Demokraten für die Kandidatur an.

Obama erklärte die Wahl am 6. November zu einer Generationenentscheidung über zwei unterschiedliche Visionen für Amerika. In den kommenden Jahren stünden "große Entscheidungen" über die Wirtschafts- und Energiepolitik sowie das Bildungssystem an. "Die Wahrheit ist, dass wir mehr als einige wenige Jahre brauchen werden, um die Herausforderungen zu lösen, die sich über Jahrzehnte aufgebaut haben", sagte der Präsident. "Unser Weg ist härter, aber er führt zu einem besseren Ort."

Obama verspricht keine einfache Reise

Obama kehrte zu seiner Botschaft "Hope and Change" zurück, die ihn 2008 als ersten Afroamerikaner ins Weiße Haus getragen hatte. Die Hoffnung sei in den vergangenen Jahren "geprüft" worden, räumte der Präsident ein. "Ich habe nie gesagt, dass diese Reise einfach sein würde, und ich werde es jetzt auch nicht versprechen." Aber gemeinsam könne das Land den Wandel schaffen.

Obama formulierte eine Reihe von Zielen, um die USA in eine bessere Zukunft zu führen. Dazu gehört die Schaffung von einer Million neuer Industriejobs bis Ende 2016 ebenso wie eine Verdopplung der Exporte bis 2014. Im Energiebereich will der Präsident die Ölimporte bis 2020 halbieren, außerdem versprach er den Kampf gegen den Klimawandel. Das Haushaltsdefizit soll im Umfang von vier Billionen Dollar reduziert werden.

Wahl zwischen zwei Visionen

Im November stünden "zwei grundsätzlich verschiedene Visionen für die Zukunft" zur Wahl, erklärte Obama. Sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney wolle den Staatshaushalt mit "Billionen-Ausgaben für neue Steuergeschenke für die Reichen" sanieren. "Tja, rechnet das mal aus", sagte er. Die Republikaner setzten weiter auf "die gleichen Rezepte der vergangenen dreißig Jahre", die zu der Krise geführt hätten.

In der Außenpolitik brandmarkte der Präsident Romney als Neuling, der sich mit einer missglückten Auslandsreise im Juli auf dem internationalen Parkett bereits unmöglich gemacht habe. "In einer Welt neuer Bedrohungen und neuer Herausforderungen könnt Ihr die Führung wählen, die getestet wurde und sich bewährt hat", sagte Obama. Außerdem verrate sein Kontrahent nicht, wie er den Militäreinsatz in Afghanistan beenden wolle.

Enges Rennen gegen Romney

Obama liefert sich ein enges Rennen mit Romney, in Umfragen hat der Präsident seit Monaten nur einen hauchdünnen Vorsprung. Die Wähler trauen dem Republikaner eher zu, die wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Die Arbeitslosenquote in den USA stand im Juli bei 8,3 Prozent, am Freitag sollte das Arbeitsministerium in Washington neue Zahlen vorlegen.

Die knapp 6000 Delegierten auf dem Parteitag hatten Obama in der Nacht zum Donnerstag offiziell nominiert, nachdem ihn der frühere Präsident Bill Clinton in einer umjubelten Rede als neuerlichen Spitzenkandidaten vorgeschlagen hatte. Obama hatte keine ernsten parteiinternen Herausforderer. Der Präsident nahm unter den Sprechchören "Four more years" ("Vier weitere Jahre) die Nominierung an, auf der Bühne umarmte er seine Frau Michelle. Nach der Rede kamen auch seine Töchter Malia und Sasha auf die Bühne.

AFP
swd/AFP