Nach dem Skandal rund um Trumps Vulgär-Video schienen sich die US-Medien einig: Der millionenschwere Wahlkampf des Republikaners kann gleich eingestellt werden. Beim zweiten TV-Duell am Sonntagabend gelang es dem Immobolienmogul jedoch, sich wieder zurück ins Spiel zu bringen, wenn man den US-amerikanischen Journalisten glaubt.
"Schnüffelnd und grollend schlich Trump hinter Hillary Clinton umher, als sie wieder einmal unter Beweis stellte, dass sie die einzige Erwachsene auf der Bühne war. Die einzige, die versuchte, die Amerikaner davon zu überzeugen, dass sie ihre Werte und Ziele teilt. Trump benutzte hingegen Tricks, die er während seiner Zeit im Reality-TV gelernt hatte, und führte seinen abgrundtiefen Zynismus vor."
"Clinton ging mit einem massiven Schwung in die Debatte [...] und vermied eklatante Fehler, die es dem Republikaner erlaubt hätten, ins Rennen zurückzukehren. Sie war ruhig, kompetent und angenehm - auch angesichts sehr persönlicher Angriffe. Und sie ließ Trump sprechen, was ihm stets zum Verhängnis wird."
"Die Geschichte des seltsamsten Wahlkampfes ist gestern Abend noch ein bisschen eigenartiger geworden. Nach zwei fürchterlichen Wochen und einem höllischen Wochenende gelang es Donald Trump, das Blatt zu wenden und Hillary Clinton in der zweiten Präsidentschafts-Debatte vernichtend zu schlagen. [...] Effektiv spielte er ihren E-Mail-Skandal, das Engagement der Demokraten für 'Obamacare' und ihre Erfolglosigkeit als Senatorin gegen seine Gegnerin aus. [...] Clinton verlor, weil sie denkt, sie hätte die Wahl bereits gewonnen."
"Trump tat das, was er in der ersten Debatte versäumt hatte: Er erinnerte die Amerikaner daran, was sie an Hillary Clinton nicht mögen. Er überwand bemerkenswerterweise die skandalösen Aufnahmen und ließ Hillary hinter sich. [...] Die Debatte in St. Louis war für keinen der beiden Kandidaten schmeichelhaft. Doch Trump stemmte sich hoch und bewies, dass er noch gewinnen kann."
"Trump ist es gelungen, seiner Kampagne wieder Leben einzuhauchen und seinen Anhängern Hoffnung zu geben - aber sein Auftritt vermochte Clintons Hauptkritik nicht den Wind aus den Segeln zu nehmen: dass er für das Amt des Präsidenten schlicht nicht qualifiziert genug ist."
