Protest gegen Assad-Regime Syrische Botschaft in Berlin gestürmt

Die Aktion dauerte nur 20 Minuten: Aktivisten drangen in die syrische Botschaft in Berlin ein, zerstörten Bilder des Präsidenten Baschar al Assad und skandierten Parolen. Auch in London demonstrierten rund 150 Menschen vor der syrischen Botschaft gegen das Assad-Regime.

Syrische Regimegegner sind am Freitag gewaltsam in die Botschaft ihres Heimatlandes in Berlin eingedrungen und haben dort Teile der Einrichtung demoliert. Wie die Polizei mitteilte, traten rund 30 Männer und Frauen am Nachmittag die Eingangstür auf und stürmten in das Gebäude im Stadtteil Tiergarten. Verletzt wurde niemand. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes verurteilte den Vorfall "auf das Schärfste".

In der Botschaft zerstörten die Eindringlinge in verschiedenen Büros Teile des Mobiliars und Bilder des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Aus einem Fenster hängten sie eine Fahne des syrischen Widerstands. Auf die Fassade der Botschaft sprühten sie auf Englisch und Arabisch politische Parolen, darunter "Revolution and Freedom".

In Syrien geht das Assad-Regime seit Monaten mit Gewalt gegen Oppositionelle vor. Seit März sind dabei nach UN-Schätzungen mindestens 5600 Menschen ums Leben gekommen. Bei einem Blutbad in Homs sollen am Freitag nach Berichten der arabischen Fernsehsender Al-Arabija und Al-Dschasira zwischen 260 und mehr als 330 Menschen getötet worden sein. Die syrische Oppositionsbewegung und die Regierung machten sich am Samstag gegenseitig für das Blutvergießen verantwortlich. Der UN-Sicherheitsrat will am Samstag in New York einen weiteren Anlauf nehmen, um mit einer Resolution die Gewalt in Syrien zu stoppen.

Botschafter stellt Strafantrag

Die Berliner Polizei nahm die Randalierer fest, die keinen Widerstand leisteten. Es seien ausschließlich Syrer oder Menschen syrischer Abstammung gewesen, hieß es. Nach Aufnahme ihrer Personalien kamen die Eindringlinge, darunter drei Frauen, wieder frei. Der Botschafter stellte Strafantrag. Die Polizei ermittelt nun wegen Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch.

Das Auswärtige Amt betonte, die Bundesregierung nehme ihre Verantwortung für die Sicherheit aller diplomatischen und konsularischen Vertretungen in Deutschland sehr ernst. "Übergriffe auf Botschaften und Konsulate müssen mit aller Konsequenz verfolgt werden", hieß es in einer Mitteilung.

Demonstrationen in London

Auch in London haben sich in der Nacht zu Samstag rund 150 Menschen vor der syrischen Botschaft in London zu Protesten versammelt. Dabei gelang es fünf Männern, in das Gebäude im Zentrum der britischen Hauptstadt einzudringen, wie Scotland Yard mitteilte. Die Männer seien festgenommen worden. Laut dem Rundfunksender BBC sollen Fenster eingeschmissen worden sein.

Der Nahost-Beauftragte des Auswärtigen Amtes, Botschafter Boris Ruge, habe mit dem syrischen Botschafter telefoniert und sein Bedauern über den Vorgang zum Ausdruck gebracht.

Bereits im Oktober vergangenen Jahres waren Regimegegner in die syrische Botschaft in Berlin eingedrungen. Sie wollten damit gegen die Ermordung eines syrisch-kurdischen Oppositionspolitikers demonstrieren.

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DPA/AFP

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